Ob im Internet oder in Hollywood, über Schweizer Nummernkonten gibt es viele Fehlinformationen. In diesem Artikel liefert moneyland.ch die Fakten.
Was ist ein Nummernkonto?
Ein Nummernkonto ist ein Bankkonto, in dessen Kontoinformationen ein alphanumerischer Code statt Ihres Namens steht. Auf diese Weise ähnelt die Funktionsweise von Nummernkonten dem Tokenisierungssystem, das bei manchen mobilen Zahlungslösungen und Kreditkartennetzwerken zum Einsatz kommt.
Neben der Schweiz werden Nummernkonten auch in Andorra, Österreich, Liechtenstein und einigen anderen Ländern angeboten.
Bieten alle Schweizer Banken Nummernkonten?
Nein. Viele Schweizer Banken bieten keine Nummernkonten mehr an. Einige Schweizer Banken betreuen weiterhin bestehende Nummernkonten, Sie können aber kein neues eröffnen. Von den Banken, die diesen Service noch anbieten, hat jede ihre eigenen Anforderungen für die Eröffnung eines Nummernkontos.
Welche Arten von Nummernkonten gibt es?
Privatkonten, Firmenkonten und Wertschriftendepots werden von Schweizer Banken teils als Nummernkonten angeboten. Welche Art von Nummernkonto angeboten wird, ist je nach Bank unterschiedlich.
Schweizer Banken verwenden teils den Begriff «Nummernverbindung», weil nur ein Code für mehrere verschiedene Konten bei derselben Bank verwendet werden kann. Die Gebühren für den Service werden in der Regel nicht pro Konto, sondern pro Kunde berechnet.
Sind Schweizer Nummernkonten anonym?
Nein. Wenn Sie ein Nummernkonto eröffnen, muss die Schweizer Bank alle nötigen Know-Your-Customer-Pflichten erfüllen. Für nummerierte Bankkonten gelten in der Schweiz dieselben Sorgfaltspflichten sowie Compliance- und Anti-Geldwäscherei-Regeln wie auch für alle anderen Schweizer Bankkonten.
Wie bei allen Schweizer Bankkonten müssen Banken verdächtige Aktivitäten den zuständigen Schweizer Behörden melden. Wenn Sie in einem Land leben, mit dem die Schweiz ein Abkommen zum Austausch steuerrelevanter Informationen hat, ist die Schweizer Bank verpflichtet, Ihre Identität und steuerrelevante Informationen zu Ihrem Bankkonto an die Steuerbehörden Ihres Wohnsitzlandes weiterzugeben.
Vor langer Zeit war es noch möglich, über Schweizer Nummernkonten internationale Überweisungen zu tätigen und dabei die Nummer statt Ihrer echten Identität zu verwenden. Heute ist dies nicht mehr der Fall. Bei Überweisungen von einem Schweizer Nummernkonto an Banken ausserhalb der Schweiz muss Ihre Schweizer Bank der ausländischen Bank Ihre tatsächliche Identität mitteilen. Ihre Schweizer Bank muss jedoch Ihre ausdrückliche Zustimmung erhalten, bevor sie eine Transaktion durchführt, bei der Ihre Identität geteilt wird.
Kontoauszüge und andere Mitteilungen Ihrer Bank werden entweder von der Bank zur persönlichen Abholung aufbewahrt oder an ein Postfach oder eine Drittperson (zum Beispiel Ihren Anwalt) gesendet, die eine Vollmacht von Ihnen hat. Dadurch sinkt das Risiko, dass unbefugte Dritte auf Ihre Finanzinformationen zugreifen können.
Welche Vorteile haben Nummernkonten?
Bei richtiger Anwendung sind Sie, ausgewählte Bankangestellte und autorisierte Regierungsstellen die einzigen Parteien, die Zugang zu Informationen über Ihren Kontostand und die Transaktionen auf Ihrem Nummernkonto haben. Regierungsstellen können in Übereinstimmung mit den Schweizer Gesetzen zum Bankkundengeheimnis für in der Schweiz wohnhafte Personen und Vereinbarungen zum Informationsaustausch für nicht in der Schweiz Ansässige Zugang zu Ihren Bankinformationen haben. Die meisten Bankangestellten kennen Ihre Identität nicht und die Bank braucht Ihre ausdrückliche Erlaubnis, bevor sie diese Informationen an Dritte weitergeben darf.
Welche Nachteile haben Nummernkonten?
Die verhältnismässig hohen Gebühren sind einer der Hauptnachteile. Viele Schweizer Banken, die Nummernkonten anbieten, verlangen eine Gebühr zwischen 1000 und 1500 Franken pro Kundenbeziehung und Jahr. Diese Nummernkontogebühr fällt zusätzlich zu den herkömmlichen Kontoführungsgebühren beziehungsweise Depotgebühren an, die Sie im Privatkonto-, Firmenkonto- und Trading-Vergleich von moneyland.ch sehen können. Auch die Bankgebühren für Kundinnen und Kunden im Ausland werden zusätzlich zu den Gebühren für das Nummernkonto verrechnet.
Wenn Sie möchten, dass Ihre Kontoauszüge und Korrespondenz zur persönlichen Abholung bei der Bank aufbewahrt werden, müssen Sie für diesen Service in der Regel eine zusätzliche Gebühr bezahlen (zum Beispiel 400 Franken pro Jahr).
Sie sollten auch bedenken, dass bei Überweisungen zwischen einem Nummernkonto und einem ausländischen Bankkonto Ihre echte Identität verwendet wird und nicht die Nummer. Dies gilt in der Regel auch, wenn Sie Dienste wie Online-Banking, Mobile Banking, Debitkarten, und Online-Trading nutzen oder wenn Sie Bankkorrespondenz per Post an Ihre persönliche Adresse senden lassen. Falls Sie irgendetwas von diesen Dingen tun, kann das dazu führen, dass Dritte Ihre Identität und das Bankkonto miteinander in Verbindung bringen können. Das würde den Vorteil eines Nummernkontos praktisch komplett zunichtemachen.
Sind Nummernkonten im Insolvenzfall geschützt?
Schweizer Nummernkonten fallen unter den gleichen Einlagenschutz für den Fall, dass die Bank zahlungsunfähig wird, wie herkömmliche Schweizer Privat- und Sparkonten.
Wie kann ich ein Nummernkonto eröffnen?
Sie können Nummernkonten nur persönlich in einer Bankfiliale eröffnen – und natürlich nur bei Banken, die diese Art von Konto anbieten. Das Verfahren ist ähnlich wie bei der Eröffnung eines herkömmlichen Schweizer Bankkontos. Je nach Bank können sich die Bestimmungen für die Einrichtung eines Nummernkontos jedoch von denen für die Eröffnung eines regulären Bankkontos unterscheiden.
Weitere Informationen:
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