Wein ist für einige Menschen nicht nur als Genussmittel, sondern auch als Kapitalanlage interessant. moneyland.ch sagt Ihnen in diesem Ratgeber, was Sie beachten sollten, wenn Sie über eine Investition in Wein nachdenken.
Welche Rendite ist möglich?
Teurer, weltweit angesehener Wein birgt ein beträchtliches Renditepotenzial. Gemäss dem «Knight Frank Fine Wine Icons Index» hat der Wert von Spitzenweinen von 2013 bis zum zweiten Quartal 2023 um 149 Prozent zugenommen, also im Durchschnitt 9.55 Prozent pro Jahr. Bei feinen Weinen aus dem Burgund (Frankreich) beträgt die Wertsteigerung gar 214 Prozent (12.12 Prozent pro Jahr). Auch die «Liv-ex»-Indizes, welche die Preise für edle Weine abbilden, wiesen in der Vergangenheit langfristig deutliche Wertzuwächse aus.
Die Preise für edle Tropfen reagieren zudem nur wenig auf konjunkturelle Schwankungen. Eine Investition in Wein kann also ein gutes Kriseninstrument sein, auch wenn es dafür keine Garantie gibt. Wichtig ist vor allem Geduld: Wein eignet sich primär als langfristige Investition.
Welche Risiken gibt es bei Wein-Investments?
Die potenzielle Rendite ist beeindruckend. Dies sollte Sie aber nicht dazu verleiten, über die grossen Risiken hinwegzusehen. Dass Ihr Wein im Wert steigt, ist nicht garantiert. Wein sollte also auf keinen Fall der Hauptbestandteil Ihres Anlageportfolios sein, sondern lediglich eine Ergänzung. Zudem sollten Sie nur in Wein investieren, wenn Sie sich sehr gut auskennen und im besten Fall auch Freude daran haben. Dann können Sie den Wein immerhin noch geniessen, auch wenn sein Wert fällt.
Welche Weine soll ich kaufen?
Den richtigen Wein zum richtigen Zeitpunkt zu kaufen, setzt Fachwissen, Branchenkenntnis und auch viel Glück voraus. Dies ist neben den hohen Kosten die grösste Hürde und macht Wein für Kleinanlegerinnen und Kleinanleger potenziell weniger attraktiv als niedrigschwellige Anlagemöglichkeiten wie ETF. Es kann also ratsam sein, dass Sie sich vor einer Investition von Fachpersonen beraten lassen. Auch Foren und Fachmagazine wie «The Wine Advocate» können Ihnen wertvolle Tipps geben.
Ob ein Wein als Anlageprodukt infrage kommt, hängt von mehreren Kriterien ab. Neben der hohen Qualität sind auch die Seltenheit sowie die Alterungsfähigkeit entscheidend. Viele Spitzenweine entfalten ihre optimalen Trinkeigenschaften erst einige Jahre nach ihrer Produktion. Die Historie der Weinflasche sollte vollständig dokumentiert sein.
Als Mass für die Qualität eines Weins werden häufig die sogenannten Parker-Punkte herangezogen. Dieses Bewertungssystem geht auf den bekannten US-amerikanischen Weinkenner Robert Parker zurück. 100 Punkte sind dabei die Maximalwertung. Eine Wertung von 80 Punkten oder mehr bedeutet, der Wein ist «überdurchschnittlich bis sehr gut». Bei mindestens 90 Punkten gilt der Wein als «hervorragend» und bei mindestens 95 Punkten als «ausserordentlich».
Gibt es Beispiele für bewährte Sammlerweine?
Als Orientierungshilfe kann Ihnen die 1855 von Napoleon III. veröffentlichte Klassifizierung der Bordeaux-Gewächse dienen. Besonders wertvoll sind vor allem Bordeaux-Weine der ersten Gewächse (Premiers Crus). Weine der folgenden Weingüter sind bei Sammlerinnen und Sammlern besonders gefragt:
Auch für Weine aus dem Burgund existiert eine ähnliche Klassifizierung. Dort stellen Premiers Crus allerdings nur die zweitwertvollste Kategorie dar. Als kostbarste Weine gelten Grand Crus, wobei das Klassement Lagen bewertet und keine einzelnen Weingüter.
Wo kann ich Anlageweine kaufen?
Wenn Sie sich für eine Investition in physischen Wein interessieren, sind Ihre ersten Anlaufstellen in der Regel Auktionshäuser wie Sotheby’s oder Christie’s. Es gibt auch auf Wein spezialisierte Häuser wie Winebid oder Zachys. Die in den Auktionen erzielten Preise geben Ihnen auch einen Überblick über die aktuelle Wertentwicklung. Unter Umständen können Sie auch im Fachhandel oder direkt bei Winzerinnen und Winzern fündig werden.
Wie lagere ich Weine richtig?
Haben Sie einen geeigneten Wein gefunden, sollten Sie auf die richtige Lagerung achten. Ansonsten ist eine Wertsteigerung praktisch ausgeschlossen. Als Faustregel für eine optimale Lagerung gelten folgende Kriterien:
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Temperatur: Weine sollten üblicherweise bei einer Temperatur zwischen 10 und 14 Grad Celsius lagern. Für manche Weine können andere Richtwerte gelten. Doch 20 Grad sollte die Temperatur in keinem Fall überschreiten. Zudem sollten Sie kurzfristige Temperaturschwankungen unbedingt vermeiden.
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Licht: Weine reagieren empfindlich auf zu viel Licht, vor allem auf direkte Sonneneinstrahlung. Sie sollten sie daher dunkel lagern.
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Luftfeuchtigkeit: Die ideale gleichmässige Luftfeuchtigkeit liegt etwa bei 75 Prozent.
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Sie sollten Wein stets liegend lagern.
In der Regel eignet sich ein Keller für die Lagerung. Steht Ihnen kein adäquater Lagerraum zur Verfügung, kann für Sie ein Weinkühlschrank infrage kommen. Ein solches Gerät kostet aber mindestens einige hundert Franken und verursacht Stromkosten, die sich negativ auf Ihre Rendite auswirken. Sie können Ihren Wein jedoch auch extern in spezialisierten Weinkellern lagern. Beachten Sie die dabei anfallenden Gebühren.
Wie sollte ich die Weine versichern?
Auch bei korrekter Lagerung sind unerwartete Zwischenfälle nicht auszuschliessen. Wenn Ihnen Ihr teurer Wein gestohlen wird, sitzen Sie – im wahrsten Sinne des Wortes – auf dem Trockenen. In der Regel deckt die Hausratversicherung auch Wein ab. Übersteigt der Wert Ihres Hausrats durch die Weinsammlung aber die maximale Deckungssumme, sind Teile Ihrer Sammlung nicht mitversichert. Passen Sie daher allenfalls den Maximalbetrag an. Bei einer besonders wertvollen Sammlung kann sich eine spezielle Wertsachenversicherung für Weinsammlungen lohnen. Den persönlichen Liebhaberwert kann allerdings keine Versicherung schützen.
Welche weiteren Anlagevarianten gibt es?
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Subskription: Mit einer Subskription können Sie in Wein investieren, der sich noch im Reifeprozess befindet. Sie kaufen Wein also auf dem Primärmarkt ein. Es gibt jedoch keine Garantie, dass Sie den Wein zu einem besseren Preis erhalten. Subskriptionsweine können Sie bei verschiedenen Online-Weinhändlern kaufen, auch bei Schweizer Anbietern wie Coop und Mövenpick.
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Unternehmensaktien: Wenn Sie nach einer Alternative zur physischen Investition suchen, steht Ihnen auch der Aktienmarkt offen. Sie können Ihr Geld in Aktien von Unternehmen investieren, die in der Weinproduktion und im Weinhandel tätig sind. Beispiele für solche Unternehmen sind Constellation Brands, Inc., The Duckhorn Portfolio (beide USA) sowie die LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE (Frankreich). Um Aktien zu kaufen und zu verkaufen, benötigen Sie ein Wertschriftendepot bei einer Bank. Sie können die Angebote auf moneyland.ch vergleichen.
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ETF: Es gibt keine auf Wein spezialisierten Exchange Traded Funds (ETF). Stattdessen können Sie in ETF investieren, in denen die Weinbranche enthalten ist. Beispiele sind der Vanguard Consumer Staples ETF (ISIN: US92204A2078) und der AdvisorShares Vice ETF (ISIN: US00768Y5454). Vorteile von ETF sind die relativ niedrigen Kosten und die im Vergleich zu einzelnen Aktien breite Streuung. Auch für den Handel mit ETF ist ein Wertschriftendepot erforderlich.
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Aktive Fonds: Es gibt einige geschlossene, aktiv verwaltete Weinfonds. Solche Fonds zeichnen sich aber häufig durch hohe Gebühren und Mindestanlagen sowie intransparente Anlagekriterien aus.
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Genussscheine: Viele Weingüter geben sogenannte Genussscheine heraus, mit denen Sie direkt in Betriebe investieren können. Das Prinzip ähnelt in der Regel dem einer Unternehmensanleihe: Sie leihen dem Weingut über einen festen Laufzeit Geld und erhalten dafür regelmässig Zinsen. Die Besonderheit: Die meisten Weingüter zahlen Ihnen statt Geld sogenannte Naturalzinsen, begleichen ihre Zinsschuld also direkt mit Weinflaschen oder Gutscheinen. In einige kleine Weingüter können Sie zudem im Rahmen eines Crowdfundings investieren, auch dafür erhalten Sie häufig Naturalzinsen als Gegenleistung.
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Investitionsplattform: Manche Investorinnen und Investoren setzen auf rein digitale Lösungen, um in Wein zu investieren. Beispiele sind die Plattformen Vinovest (USA) und Cult Wine Investing (Vereinigtes Königreich), mit denen Sie digital in physischen Wein investieren können. Dabei sparen Sie sich die Lagerkosten. Solche Angebote sind aber mit Vorsicht zu geniessen: Es fallen vergleichsweise hohe Gebühren an, zudem laufen die Kaufprozesse undurchsichtig ab.
Weitere Informationen:
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