Aufgrund der Corona-Krise sind viele Anlegerinnen und Anleger verunsichert. Zwar haben sich die Aktienmärkte seit dem Kurssturz im März 2020 wieder deutlich erholt.
«Es ist jedoch durchaus möglich, dass die Kurse in den nächsten Monaten und Jahren nochmals markant einbrechen», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Ausserdem können auch in der Schweiz in Zukunft deutlich höhere Inflationswerte nicht ausgeschlossen werden.
Ein Blick zurück in die Vergangenheit erlaubt zwar keine sichere Zukunftsprognose, kann aber bei der Orientierung helfen. moneyland.ch hat deshalb die durchschnittlichen Aktienrenditen anhand von Daten der Bank Pictet (Daten seit 1926) sowie der Aktienindizes Swiss Market Index (SMI, Daten seit 1997) und Swiss Performance Index (SPI, Daten seit 1988) gemäss SIX-Daten untersucht. Um die Vergleichbarkeit zu gewähren, wurde für alle Aktienindizes die Total-Return-Version verwendet, also die Rendite unter der Annahme, dass die Dividenden reinvestiert werden.
Als Grundlage diente dabei der Rechner für historische Zinsen und Renditen auf moneyland.ch. Dieser erlaubt zahlreiche Simulationen mit und ohne Inflation. Die inflationsbereinigten Auswertungen rechnen für das jeweilige Jahr die Inflation (Teuerung) in der Schweiz «heraus». Diese Daten berücksichtigen den Umstand, dass das Schweizer Preisniveau über die Jahre deutlich angestiegen ist.
Resultat: Schweizer Aktien hatten seit 1926 eine inflationsbereinigte Rendite von durchschnittlich fast 6% pro Jahr. Die Aktien-Rendite ist damit deutlich höher als der durchschnittliche reale Sparzins, der in einem vergleichbaren Zeitraum nur knapp über 0% lag.
Zwar gab es in einigen Jahren zum Teil hohe Verluste zu beklagen. In rund einem Drittel aller untersuchten Jahre war die inflationsbereinigte Aktienperformance negativ.
«Langfristig war es bisher aber immer so, dass sich die Kurse von Schweizer Aktien wieder erholten und die Inflation deutlich übertrafen. Das wird mit einiger Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten Jahrzehnten so bleiben», so Silvan Wehrli, Analyst bei moneyland.ch.
Schweizer Aktienrenditen seit 1926 ohne Inflation
Im Zeitraum zwischen 1926 und 2019 betrug die durchschnittliche Rendite von Schweizer Aktien gemäss Pictet-Index 7.9% pro Jahr.
Aufgrund des Zinseszins-Effekts betrug die Gesamtperformance während dieser Zeit stolze 123‘328% (ohne Berücksichtigung von Bankgebühren). Wer im Jahr 1926 1000 Franken investiert hätte, hätte sich Ende 2019 über ein Aktiendepot im Wert von mehr als 1.2 Millionen Franken freuen können.
Das Jahr mit der höchsten Performance war 1985 mit 61.4%. Die schlechteste Performance war 2008 mit -34% zu beklagen.
Schweizer Aktienrenditen seit 1926 mit Inflation
Mit Berücksichtigung der Inflation ist die durchschnittliche Rendite geringer, betrug aber für diese Periode immer noch 5.8% pro Jahr.
Mit Berücksichtigung der Inflation war das schlechteste Schweizer Aktienjahr das Jahr 1974 mit -37.8%.
Ebenfalls interessant: Von den 94 analysierten Jahren seit 1926 war die durchschnittliche Jahresperformance mit Berücksichtigung der Inflation in 32 Jahren negativ. In 62 Jahren war die Jahresperformance von Schweizer Aktien hingegen positiv.
Schweizer Aktienrenditen seit 1980
Im Zeitraum zwischen 1980 und 2019 betrug die durchschnittliche Rendite von Schweizer Aktien (gemäss Pictet-Index) 9% pro Jahr. Aufgrund des Zinseszins-Effekts betrug die Gesamtperformance während dieser Zeit mehr als 3000%. Wer im Jahr 1980 1000 Franken in Schweizer Aktien investiert hätte, hätte das investierte Kapital also mehr als verdreissigfachen können.
Schweizer Aktienrenditen seit 2000
Im Zeitraum zwischen 2000 und 2019 betrug die durchschnittliche Rendite von Schweizer Aktien (gemäss Pictet-Index) «nur noch» 4.8% pro Jahr. Die Gesamtperformance betrug während dieser Zeit rund 156.8% (ohne Berücksichtigung der Inflation). Wer im Jahr 2000 1000 Franken in Schweizer Aktien investiert hätte, hätte Ende 2019 also nicht ganz 2600 Franken im Depot gehabt.
Lange Durststrecken auch bei Schweizer Aktien
Zwar ist es richtig, dass die Durchschnittskurse von Schweizer Aktien sich in der Vergangenheit immer wieder erholt und insgesamt gut rentiert haben. Allerdings gab es auch immer wieder Jahre mit stark negativen Ergebnissen.
Mehr noch: Je nach Zeitpunkt mussten Anleger jahrelang darauf warten, bis sich die Kurse wieder erholt hatten. Einige Beispiele mögen das verdeutlichen.
Anleger, die Anfang 1929 im Jahr des New Yorker Börsencrashs investiert hatten, waren nach 12 Jahren Ende 1940 (ohne Berücksichtigung der Inflation) immer noch mit -15% im Minus.
Analog hatten Anlegerinnen, die Anfang 1973 im Jahr der Ölpreiskrise investiert hatten, 9 Jahre später Ende 1981 immer noch einen Verlust von -5.6%.
Oder ein aktuelleres Beispiel aus diesem Jahrtausend: Anleger, die Anfang 2001 nach der Dotcom-Blase in Schweizer SPI-Aktien investiert hatten, waren Ende 2011 – also elf Jahre später – insgesamt immer noch mit -4.9% im Minus. Es lassen sich noch extremere Beispiele finden, wenn man spezifische Einstiegs- und Ausstiegsdaten statt Jahresdurchschnitte heranzieht.
«Wichtig ist also, dass Sie auf das Geld, das Sie in Aktien anlegen, verzichten können. Im schlimmsten Fall kann es auch einmal länger als 10 Jahre dauern, bis Sie wieder aus der Verlustzone herauskommen», so Benjamin Manz.
Entwicklung der Schweizer SMI-Aktien
Der Swiss Market Index (SMI) ist der wichtigste Schweizer Aktienindex. Er bildet die 20 grössten Schweizer Aktientitel ab.
Zwischen 1997 und 2019 betrug die durchschnittliche Rendite des SMI 7% pro Jahr. Wenn Anleger 1997 1000 Franken in den SMI investiert hätten, wären sie Ende 2019 (ohne Berücksichtigung von Gebühren) im Besitz eines Endkapitals von 4744 Franken. Die beste Performance gab es 1997 mit rund 61%, die schlechteste 2008 mit rund -33%.
Mit Berücksichtigung der Inflation sah die Performance des SMI leicht schlechter aus: Sie betrug 6.5% pro Jahr.
Entwicklung der Schweizer SPI-Aktien
Der Swiss Performance Index (SPI) umfasst fast alle kotierten Schweizer Aktientitel.
Zwischen 1988 und 2019 betrug die durchschnittliche Rendite des SPI 9.2% pro Jahr. Wenn Anleger 1988 1000 Franken in den SPI investiert hätten, wären sie Ende 2019 (ohne Berücksichtigung von Gebühren) im Besitz eines Endkapitals von 16‘685 Franken. Die beste Performance gab es 1997 mit 55.2%, die schlechteste 2008 mit rund -34%.
Mit Berücksichtigung der Inflation sah die Performance des SPI leicht schlechter aus: Sie betrug knapp 8% pro Jahr.
SMI und SPI im Performance-Vergleich
Im Unterschied zum SMI mit seinen 20 Titeln ist der SPI mit über 200 Titeln deutlich breiter abgestützt. Das macht sich auch in der Performance bemerkbar.
In der Periode zwischen 1997 und 2019, in der die Daten für beide Indizes zur Verfügung stehen, hat der SMI mit einer durchschnittlichen Performance von 7% im Vergleich mit dem SPI mit 7.4% pro Jahr (ohne Berücksichtigung der Inflation) leicht schlechter abgeschnitten.
Immerhin: In den Jahren 1997, 1998, 2001, 2005, 2008, 2011, 2012, 2018 performte der SMI leicht besser als der SPI.
Trotzdem: «Aufgrund des geringeren Klumpenrisikos sollten Investoren eher in den SPI statt den SMI anlegen», so Silvan Wehrli von moneyland.ch.
Wie in Aktien investieren?
Am einfachsten ist es, einzelne Aktien zu kaufen. Wichtig zu wissen: Die Gebühren der verschiedenen Banken variieren stark. Es empfiehl sich ein Vergleich der verschiedenen Banken, bevor man Aktien und andere Wertpapiere kauft. Ansonsten kann es teuer werden.
Der interaktive Trading-Vergleich auf moneyland.ch berücksichtigt sowohl Kauf- und Verkaufsgebühren als auch Depotgebühren. Weitere Tipps zum Aktienkauf finden Sie hier.
Allgemein empfiehlt es sich, in Indizes zu investieren, statt nur Einzeltitel zu kaufen. Damit sind Anleger besser diversifiziert und nicht wie im Fall einer individuellen Aktie vom Schicksal einer einzelnen Firma abhängig. Mit so genannten Exchange Traded Funds (ETFs) können Investoren am Verlauf eines Indizes wie dem SMI oder SPI partizipieren. Weitere Tipps zum ETF-Kauf finden Sie hier.
Eine weitere Alternative sind digitale Vermögensverwalter, so genannte Robo Advisor. Diese sind deutlich günstiger als klassische Vermögensverwalter und investieren in der Regel in kostengünstige ETFs. Vorteil von Robo Advisors: Anleger müssen sich nicht um die Überwachung des Portfolios, die Auswahl und den Kauf von ETFs kümmern. Dafür kommen Robo Advisor in der Regel etwas teurer, als wenn die Anleger die ETFs selbstständig kaufen.
Weitere Informationen:
Vergleich der Aktien-Gebühren bei Schweizer Banken
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Rechner für historische Aktien-Renditen