Rund 400'000 Grenzgängerinnen und Grenzgänger pendeln zum Arbeiten aus dem Ausland in die Schweiz. 230’000 davon kommen aus Frankreich, 90’000 aus Italien und 65’000 aus Deutschland.
Der Blick in die Statistik zeigt, dass die meisten Grenzgängerinnen und Grenzgänger in unmittelbarer Nähe der Grenze arbeiten. Die meisten Grenzgängerinnen und Grenzgänger arbeiten im Kanton Genf (110’000 Personen) und im Kanton Tessin (79’000 Personen). Weitere Kantone mit vielen Grenzgängerinnen und Grenzgängern sind die Kantone Waadt (45’000 Personen), Basel-Stadt (35’000 Personen) und Basel-Landschaft (25’000 Personen).
Infobox: Was sind Grenzgänger?
Grenzgängerinnen und Grenzgänger wohnen in einem EU- oder EFTA-Staat und arbeiten in der Schweiz. Sie erhalten die Grenzgängerbewilligung G. In der Regel müssen die Grenzgängerinnen und Grenzgänger mindestens einmal pro Woche an den Wohnort im Ausland zurückkehren, oftmals fahren sie täglich zurück ins Ausland.
Bei welchen Banken erhalten Grenzgängerinnen und Grenzgänger ein Schweizer Bankkonto?
In den vergangenen Jahren ist es für Grenzgängerinnen und Grenzgänger schwieriger geworden, ein Bankkonto bei einer Schweizer Bank zu eröffnen. Oft fallen Gebühren für Kundinnen und Kunden im Ausland an. Bei manchen Banken erhalten Grenzgängerinnen und Grenzgänger jedoch ein Schweizer Privatkonto ohne diesen Zuschlag. Bewohnerinnen und Bewohner aus Liechtenstein werden von den meisten Banken gleich behandelt wie Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz, somit fällt dieser Zuschlag nicht an.
Welche Banken bieten Grenzgängerinnen und Grenzgängern ein Konto ohne Zuschlag?
Bei diesen Banken erhalten Grenzgängerinnen und Grenzgänger ein Konto ohne Zuschlag für Kundinnen und Kunden im Ausland.
- Crédit Agricole Next Bank (mit Bankpaket CA Extra, CA First und CA Simply für Grenzgänger mit Wohnsitz in Deutschland, Frankreich und Italien).
- St. Galler Kantonalbank (mit Wohnsitz in Deutschland oder Österreich und monatlichem Zahlungseingang von mindestens 2000 Franken)
- Tessiner Kantonalbank (mit Wohnsitz in Italien).
- Thurgauer Kantonalbank
- UBS (mit Wohnsitz in Deutschland, Frankreich, Italien oder Österreich und monatlichem Saläreingang von mindestens 500 Franken).
- Valiant
- Waadtländer Kantonalbank (Wohnsitz in Frankreich erforderlich).
Welche Banken bieten Grenzgängerinnen und Grenzgängern ein Konto mit Zusatzkosten?
Viele Schweizer Banken verlangen sowohl von Grenzgängerinnen und Grenzgängern als auch von anderen Kundinnen und Kunden mit Wohnsitz im Ausland hohe Zusatzgebühren. Diese betragen typischerweise zwischen 120 und 500 Franken pro Kundenbeziehung und Kalenderjahr.
Von den grössten Schweizer Banken verrechnen folgende Banken Grenzgängerinnen und Grenzgängern Gebühren für Kundinnen und Kunden im Ausland:
Tabelle 1: Banken mit zusätzlichen Gebühren für Grenzgängerinnen und Grenzgänger
Bank |
Gebühr pro Jahr |
Bedingungen für Wegfall der Gebühr |
Bank Cler |
CHF 240 |
Gesamtvermögen ab CHF 100’000 |
Migros Bank |
CHF 360, teilweise CHF 60 * |
|
Postfinance |
CHF 300 |
Kunden haben ausschliesslich
Sparkonten, Säule-3a- und
Freizügigkeitskonten |
Raiffeisen |
CHF 240 bis CHF 480 *** |
|
Zürcher Kantonalbank |
CHF 360 ** |
Vermögensverwaltungsmandat |
* Ab CHF 100’000 Gesamtguthaben beträgt die Gebühr CHF 60 pro Jahr, sofern der Wohnsitz in einem Nachbarland der Schweiz ist.
** Grenzgänger erhalten bei der Zürcher Kantonalbank ein Konto, sofern das Guthaben mindestens CHF 100’000 beträgt.
*** Empfehlung von Raiffeisen Schweiz an die lokalen Raiffeisenbanken. Je nach lokaler Raiffeisenbank unterscheiden sich die Konditionen.
Bei welchen Schweizer Smartphone-Banken erhalten Grenzgängerinnen und Grenzgänger ein Konto?
Yuh und Yapeal verrechnen Kundinnen und Kunden, die in den Nachbarländern Deutschland, Frankreich, Österreich, Italien und Liechtenstein wohnen, keine Zusatzgebühr für Kundinnen und Kunden im Ausland. Dies gilt auch für Grenzgängerinnen und Grenzgänger.
Bei welchen Schweizer Online-Brokern erhalten Grenzgängerinnen und Grenzgänger ein Konto?
Bei Swissquote erhalten Grenzgängerinnen und Grenzgänger ein Konto. Swissquote verrechnet keine Gebühren für die Kontoführung und kennt auch keinen Zuschlag für Kundinnen und Kunden im Ausland. Für Grenzgängerinnen und Grenzgänger relevant ist die Gebühr von 2 Franken pro SEPA-Überweisung.
Bei Cash - Bank Zweiplus erhalten Grenzgängerinnen und Grenzgänger zwar ein Konto, bezahlen dafür aber einen Zuschlag von 420 Franken im Jahr für Kundinnen und Kunden mit Wohnsitz im Ausland.
Die Saxo-Bank konzentriert sich auf Investment-Kundinnen und -Kunden und bietet kein Privatkonto an, auf das ein Arbeitgeber den Lohn überweisen kann.
Manche Trading-Anbieter wie TradeDirect bieten ihre Dienstleistungen Kundinnen und Kunden mit Wohnsitz ausserhalb der Schweiz nicht an.
Was kosten Privatkonten für Grenzgängerinnen und Grenzgänger?
Grenzgängerinnen und Grenzgänger sollten die Gesamtkosten im Auge behalten. In der folgenden Tabelle sind die Gesamtkosten aufgeführt für Grenzgängerinnen und Grenzgänger, die jeden Monat den Lohn auf das Konto erhalten und den Lohn als SEPA-Überweisung auf ein Konto in ihrem Wohnland weiterleiten. Dabei wird von der Nutzung von E-Banking ausgegangen. Der durchschnittliche Kontosaldo beträgt daher nur etwa 1000 Franken.
Ein Blick auf die folgende Tabelle zeigt deutlich, dass es grosse Unterschiede zwischen den Banken gibt. Die günstigsten Anbieter verlangen keine Gebühren, bei den teuersten Banken betragen die Kosten bis zu knapp 500 Franken im Jahr. Nicht berücksichtigt sind die versteckten Kosten für die Währungsumrechnung.
Tabelle 2: Gesamtkosten für ein Privatkonto für Grenzgängerinnen und Grenzgänger
Angebot |
Gesamtkosten
pro Jahr |
Kostenaufschlüsselung
(jeweils Kosten pro Jahr) |
Traditionelle Banken |
Bank Cler Privatkonto |
CHF 264.00 |
Kontoführung CHF 24.00
Zuschlag 1 CHF 240.00 |
Crédit Agricole Next Bank
Bankpaket für Grenzgänger
CA Simply 2 |
CHF 0.00 |
|
Crédit Agricole Next Bank
Bankpaket für Grenzgänger
CA Extra |
CHF 144.00 |
Bankpaket CHF 144.00 |
Crédit Agricole Next Bank
Bankpaket für Grenzgänger
CA First |
CHF 180.00 |
Bankpaket CHF 180.00 |
Migros Bank |
CHF 363.60 |
Zuschlag 1 CHF 360.00
SEPA-Überweisungen CHF 3.60 |
Postfinance
Privatkonto im Bankpaket Smart |
CHF 360.00 |
Bankpaket CHF 60.00
Zuschlag 1 CHF 300.00 |
Raiffeisen
Mitglieder-Privatkonto 3 |
CHF 252.00
bis CHF 492.00 4 |
SEPA-Überweisungen CHF 12.00
Zuschlag 1 CHF 240.00 bis CHF 480.00 4 |
St. Galler Kantonalbank
Privatkonto |
CHF 0.00 |
|
Tessiner Kantonalbank
(Banco Stato)
Konto Prima |
CHF 60.00 |
Kontoführung CHF 48.00
SEPA-Überweisungen CHF 12.00 |
Thurgauer Kantonalbank
Produktangebot für Grenzgänger |
CHF 55.00 |
Bankpaket CHF 55.00 |
UBS Me für Grenzgänger |
CHF 120.00 |
Bankpaket CHF 120.00 |
Valiant Privatkonto |
CHF 60.00 |
Kontoführung CHF 60.00 |
Waadtländer Kantonalbank
Formule Frontaliers |
CHF 120.00 |
Bankpaket CHF 120.00 |
Smartphone-Banken |
Yuh |
CHF 0.00 |
|
Yapeal |
CHF 58.80 5 |
Bankpaket CHF 58.80 |
Online-Broker |
Swissquote |
CHF 24.00 |
SEPA-Überweisungen CHF 24.00 |
1 Zuschlag für Kundinnen und Kunden mit Wohnsitz im Ausland, sofern dieser Zuschlag Grenzgängerinnen und Grenzgängern verrechnet wird.
2 Eingeschränkte Konto-Dienstleistungen: Das Konto ermöglicht ausschliesslich die Weiterleitung von Zahlungseingängen auf ein Konto in Ihrem Heimatland.
3 Empfehlung von Raiffeisen Schweiz. Die einzelnen lokalen Raiffeisenbanken legen die Konditionen selbstständig fest, daher sind je nach Raiffeisenbank Differenzen möglich.
4 Zuschlag unterscheidet sich je nach lokaler Raiffeisenbank, daher sind die Gesamtkosten in einer Bandbreite angegeben. Theoretisch sind auch niedrigere und höhere Gesamtkosten denkbar.
5 CHF 49.00 bei jährlicher Zahlung
Erhalte ich auch bei ausländischen Banken eine Schweizer Kontonummer?
In der Regel erhalten Sie nur bei Schweizer Banken eine Schweizer Kontonummer (IBAN). Dies gilt auch für Konten bei Schweizer Tochtergesellschaften von ausländischen Banken.
Einige regionale Banken in Grenznähe bieten ihren Kundinnen und Kunden eine Schweizer IBAN an. Beispiele dafür sind die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden und die Sparkasse Hochrhein.
Welche Bankdienstleistungen sind für Grenzgängerinnen und Grenzgänger am wichtigsten?
Am wichtigsten dürfte für Grenzgängerinnen und Grenzgänger die Schweizer Kontonummer eines Privatkontos sein. Der Arbeitgeber kann damit Monat für Monat den Lohn auf die Schweizer IBAN-Nummer überweisen. Viele Grenzgängerinnen und Grenzgänger überweisen den Betrag (oder einen Teil davon) direkt nach Erhalt auf ein Konto in ihrem Wohnland. Damit können sie ihre im Ausland anfallenden Rechnungen bezahlen.
Daher ist auch die Höhe der Kosten für Überweisungen ins Ausland relevant. Bei vielen Schweizer Banken ist die SEPA-Überweisung via E-Banking inzwischen gebührenfrei möglich. Voraussetzung für die SEPA-Überweisung ist, dass der Betrag in Euro überwiesen wird. Beachten Sie, dass einige Schweizer Banken bei der Umrechnung von Schweizer Franken in Euro einen schlechteren Wechselkurs verwenden. Dies entspricht einer versteckten Gebühr, die durchaus mehrere Prozent ausmachen kann.
Welche weiteren Bankdienstleistungen für Grenzgänger gibt es von Schweizer Anbietern?
Viele Dienstleistungen von Schweizer Banken sind für Grenzgängerinnen und Grenzgänger nur eingeschränkt verfügbar.
- Kreditkarten: Die meisten Schweizer Kreditkarten-Herausgeber geben keine Kreditkarten an Grenzgängerinnen und Grenzgänger heraus. Bei Viseca und manchen Kantonal- und Regionalbanken erhalten Grenzgängerinnen und Grenzgänger eine Kreditkarte. Auch bei der CA Next Bank erhalten Grenzgängerinnen und Grenzgänger auf Wunsch je nach Bankpaket eine Kreditkarte. Voraussetzung ist eine positive Bonitätsprüfung.
- Kredite und Hypotheken: In der Regel erhalten Grenzgängerinnen und Grenzgänger keine Kredite wie Schweizer Privatkredite oder Hypotheken.
- Twint: Auch Grenzgängerinnen und Grenzgänger können Twint nutzen. Die Prepaid-App von Twint funktioniert neben einer schweizerischen auch mit einer deutschen, französischen, italienischen und österreichischen Telefonnummer. Die Twint-App der CA Next Bank können auch Grenzgängerinnen und Grenzgänger nutzen, sofern sie eine schweizerische, eine deutsche oder französische Telefonnummer haben.
Bankgebühren vergleichen
Sie sollten nicht nur die Gebühren für die Kontoführung und die Zusatzgebühren für Kundinnen und Kunden mit Wohnsitz im Ausland vergleichen, sondern auch die Gebühren für die übrigen von Ihnen genutzten Dienstleistungen. Denn auch da gibt es von Bank zu Bank markante Unterschiede.
Weitere Informationen:
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