Wenn Sie feststellen, dass sich Ihr Anlageportfolio nicht mehr mit Ihrem Risikoprofil entspricht, ist es Zeit für ein Rebalancing. Was Sie dazu wissen müssen, verrät Ihnen dieser Ratgeber von moneyland.ch.
Was bedeutet Rebalancing?
Beim sogenannten Rebalancing, auf Deutsch auch als Umschichtung bezeichnet, sorgen Sie dafür, dass Ihr Anlageportfolio wieder im Einklang mit Ihrer zuvor definierten Strategie steht. Das Ziel ist in der Regel, die zuvor festgelegten Gewichtungen innerhalb des Portfolios wiederherzustellen. Denn nicht alle Positionen entwickeln sich gleich gut, und dadurch verändert sich die Gewichtung der einzelnen Positionen. Entscheidend ist vor allem, das gewünschte Risikoprofil beizubehalten. Umschichtungen werden meist in regelmässigen Zeitabständen vorgenommen, üblicherweise mindestens einmal jährlich.
Grundlegend gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten für ein Rebalancing:
- Kauf und Verkauf: Sie verkaufen übergewichtete Positionen und investieren die Erlöse allenfalls in Positionen, die unter ihrem Zielgewicht im Portfolio liegen.
- Cashflow-Rebalancing: Sie investieren zusätzliches Geld in das Portfolio. Damit kaufen Sie bisher untergewichtete Positionen, um die gewünschte Balance wiederherzustellen.
Sofern Sie via Sparplan investieren, zum Beispiel in Exchange Traded Funds (ETF), kann es sich lohnen, die Sparbeträge für eine bestimmte Zeit anzupassen.
Welche Gründe gibt es für Rebalancing?
Das Rebalancing ist ein Mittel der Risikokontrolle. Es bringt Ihr Portfolio zurück in Einklang mit Ihrer Anlagestrategie und Ihrer Risikotoleranz. Denn es kann vorkommen, dass die Gewichtung Ihrer Portfolio-Bestandteile nicht mehr mit Ihrer ursprünglichen Strategie und Ihrem definierten Risikoprofil übereinstimmt. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass sich die Performance anders entwickeln kann als ursprünglich geplant.
Ein Beispiel: Ihre Anlagestrategie basiert auf einem 70-30-Portfolio, also besteht Ihr Portfolio zu 70 Prozent aus einem ETF auf Aktien aus Industriestaaten und zu 30 Prozent aus einem ETF mit Titeln aus Schwellenländern (sogenannten Emerging Markets). Performt der ETF auf Schwellenländern über längere Zeit deutlich besser als der ETF auf Industrieländern, gewinnt er an Gewicht in Ihrem Portfolio und übersteigt die angestrebten 30 Prozent (siehe Tabelle). Um die Zielgewichtung wiederherzustellen, müssen Sie entweder weitere Anteile des Industrieländer-ETF kaufen oder Anteile des Emerging-Markets-ETF verkaufen.
Tabelle: Beispiel für die zwei Rebalancing-Varianten anhand eines fiktiven 70-30-Weltportfolios (Startkapital 50’000 Franken)
Portfoliobestandteeil |
Ursprünglicher
Betrag (Anteil) |
Wertentwicklung |
Betrag (Anteil)
nach Kursentwicklungen |
Betrag (Anteil) nach Rebalancing
via Kauf und Verkauf |
Cashflow-Rebalancing |
ETF Industrieländer |
CHF 35’000 (70%) |
+5.7% |
CHF 37’000 (66.07%) |
CHF 39’200 (70%) |
CHF 44’333.31 (70%) |
ETF Schwellenländer |
CHF 15’000 (30%) |
+26.7% |
CHF 19’000 (33.93%) |
CHF 16’800 (30%) |
CHF 19’000 (30%) |
Gesamtvermögen |
CHF 50’000 |
+ CHF 6000 |
CHF 56’000 |
CHF 56’000 |
CHF 63’333 |
Ein weiterer möglicher Vorteil des Rebalancings liegt auch im tendenziell antizyklischen Verhalten. Sie kaufen Positionen vergleichsweise günstig, während Sie andere Positionen mit Gewinn verkaufen.
Wie oft sollte ich ein Rebalancing vornehmen?
Wann Sie ein Rebalancing vornehmen sollten, hängt von Ihrer Herangehensweise ab:
- Zeitgesteuert: Sie nehmen Umschichtungen in regelmässigen Zeitabständen vor, üblicherweise mindestens einmal jährlich – unabhängig davon, wie stark sich Ihr Portfolio in der Zwischenzeit verändert.
- Wertgesteuert: Sie schichten Ihr Portfolio um, sobald vorher festgelegte Schwellenwerte erreicht sind. Sie intervenieren, sobald die Zusammensetzung um einen definierten Prozentsatz vom Idealzustand abweicht.
Was kostet Rebalancing?
Ein erheblicher Nachteil von Umschichtungen sind die anfallenden Kosten. Wie viel Rebalancing genau kostet, hängt von der Anzahl und der Höhe der getätigten Transaktionen ab. Wenn Sie Wertschriften verkaufen, fallen Transaktionsgebühren (Courtagen), die je nach Broker teuer zu Buche schlagen können. Es ist ratsam, die verschiedenen Trading-Anbieter vorab zu vergleichen.
Muss ich mich selbst um das Rebalancing kümmern?
Nicht unbedingt. Wenn Sie über traditionelle oder digitale Vermögensverwalter (sogenannte Robo Advisor) investieren, wird das Rebalancing in der Regel automatisiert vorgenommen. Grundlage dafür ist Ihre definierte Anlagestrategie, also vor allem Ihr Risikoprofil. Ein Vorteil des automatisierten Rebalancings: Die Kosten des Rebalancings sind in der Regel durch die Pauschalgebühren gedeckt.
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