Staatsobligationen kaufen: Fragen und Antworten

Wenn Staaten Geld benötigen, geben sie Staatsobligationen heraus – und geben Anlegerinnen und Anlegern eine Investitionsmöglichkeit. Dieser Ratgeber gibt Ihnen kurz und bündig die wichtigsten Informationen über Staatsobligationen und sagt Ihnen, welche Risiken Sie beachten müssen.

Was sind Staatsobligationen?

Staatsobligationen, auch unter dem Namen Staatsanleihen bekannt, sind Schuldverschreibungen mit einem Staat als Emittent und Schuldner. Sie leihen also einem Staat Geld und erhalten in der Regel im Gegenzug regelmässige Zinszahlungen, die auch als Coupon bezeichnet werden. Staatsobligationen haben in der Regel eine feste Laufzeit, an deren Ende Sie meist den Nennwert der Anleihe zurückerhalten. 

Als Wertpapiere werden Staatsanleihen meist an der Börse gehandelt. Sie können börsengehandelte Staatsobligationen auch während der Laufzeit kaufen und verkaufen, wobei ihr Wert in Abhängigkeit verschiedener Faktoren ständig schwankt. Zu den Faktoren gehören etwa das Zinsumfeld, Zins- und Inflationserwartungen sowie die Bonität des Staates.

Allgemeine Informationen zu Obligationen finden Sie im Ratgeber von moneyland.ch über den Kauf von Anleihen.

Worauf muss ich bei Staatsobligationen achten?

Wichtig bei der Wahl einer Staatsobligation ist der Zinssatz, also der Coupon. In den meisten Fällen ist der Zins bis zum Ende der Laufzeit festgelegt. Sie sollten aber noch weitere Punkte beachten: 

• Bonität: Bevor Sie eine Staatsobligation kaufen, sollten Sie einen Blick auf die Kreditwürdigkeit (Bonität) des Schuldners werfen. Sie ist eine Kennzahl für das Ausfallrisiko und spielt deshalb eine zentrale Rolle bei der potenziellen Rendite. Die Faustformel: Je höher die Bonität ist, desto geringer sind auch das Risiko und der Zinssatz. Die Kreditwürdigkeit von Staaten wird regelmässig von Ratingagenturen bewertet (siehe Tabelle 1). Bei Hochzinsanleihen, auch Junk Bonds genannt, ist aufgrund von meist erhöhten Ausfallrisiken besondere Vorsicht geboten.
• Fälligkeitsdatum: Das Fälligkeitsdatum verrät Ihnen den Tag, an dem der Schuldner die Anleihe zurückbezahlt. Längere Restlaufzeiten sorgen tendenziell für ein höheres Ausfallrisiko. Die Laufzeit und das Zinsumfeld haben meist den grössten Einfluss auf den Preis für eine bereits emittierte Anleihe an der Börse.
• Kurs: Der Kurs von Anleihen schwankt fortwährend. Der Kurswert von Staatsobligationen kann stark vom Nennwert respektive Emissionspreis abweichen. 
• Agio/Disagio: Bei der Emission einer Staatsobligation kann es in seltenen Fällen einen Aufschlag oder einen Abschlag zum Nennwert geben. Ein solcher Aufschlag wird als Agio, ein Abschlag als Disagio bezeichnet. Agio und Disagio werden prozentual zum Nennwert angegeben (der Nennwert entspricht 100 Prozent). Da sich der Coupon auf den Nennwert einer Obligation bezieht, sorgt ein geringerer Emissionspreis für eine effektiv höhere Rendite.
• Währung: Prüfen Sie vorab, in welcher Währung die Obligation notiert. Beim Kauf von Staatsanleihen in Fremdwährungen unterliegen Sie einem Währungsrisiko. Veränderungen des Wechselkurses der Fremdwährung zum Schweizer Franken wirken sich auf die reale Rendite für Anlegerinnen und Anleger aus der Schweiz aus.

Wichtig: Der Coupon, also die Verzinsung der Staatsanleihe, entspricht im Allgemeinen nicht der Rendite. Bei gleichem Coupon erhöht sich die Rendite, wenn der Kurs fällt. Beispiel: Wenn der Kurs einer Staatsanleihe mit zehn Jahren Restlaufzeit und einem Coupon von 5 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis um 30 Prozent gefallen ist, beträgt die effektive Rendite knapp 10 Prozent pro Jahr.

Tabelle 1: Bonitätsratings der zehn grössten Volkswirtschaften im Überblick

Daten gemäss Ratingagenturen. Stand: 15.01.2025. 

Wie kann ich in Staatsobligationen investieren?

Sie können Staatsobligationen über eine Trading-Plattform kaufen. Jede Anleihe hat eine eigene ISIN, über die sie zweifelsfrei zu identifizieren ist. 

Beachten Sie die bei der Investition in Obligationen anfallenden Gebühren. Die Transaktionsgebühren (Courtagen) und Depotgebühren variieren je nach Anbieter. Die bei jedem Kauf von Wertschriften verrechneten Stempelabgaben fallen bei jedem Broker in gleicher Höhe an.

Bevor Sie mit dem Investieren beginnen, ist es ratsam, die verschiedenen Broker zu vergleichen. Hohe Gebühren wirken sich negativ auf Ihre Rendite aus. Der Trading-Vergleich von moneyland.ch unterstützt Sie auf der Suche nach dem passenden Anbieter.

In der nachfolgenden Tabelle finden Sie zuletzt emittierte Staatsobligationen verschiedener Länder.

Tabelle 2: Zuletzt emittierte Staatsobligationen der zehn grössten Volkswirtschaften im Überblick

Stand: 15.01.2025. Daten gemäss zuständigen staatlichen Stellen.

Beachten Sie, dass unter Umständen nicht alle aufgeführten Staatsanleihen bei jedem Broker handelbar sind.

Welche globalen Indizes für Obligationen gibt es?

Es gibt zahlreiche Indizes, die den weltweiten Staatsanleihenmarkt abbilden. Nachfolgend sind die wichtigsten Indizes aufgeführt:

• FTSE World Government Bond Index: Dieser Index gilt als inoffizieller weltweiter Staatsobligationen-Leitindex. Er setzt sich aus Staatsobligationen mit fixem Zinssatz sowie einer Mindestrestlaufzeit von einem Jahr und einem minimalen Marktkapitalisierung von 50 Milliarden US-Dollar zusammen. Der Index besteht zurzeit aus Staatsanleihen aus 22 Industrie- und Schwellenländern (Stand: Januar 2025).
• FTSE World Government Bond - Developed Markets: Dieser Index umfasst alle im FTSE World Government Bond Index enthaltenen Staatsobligationen aus Industrieländern.
• FTSE G7 Government Bond Index: Dieser Index umfasst alle im FTSE World Government Bond Index enthaltenen Staatsobligationen aus den G7-Ländern, also aus Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, den USA und dem Vereinigten Königreich.

Kann ich mittels ETF in Staatsobligationen investieren?

Ja, es gibt zahlreiche Exchange Traded Funds (ETF) und Indexfonds, die verschiedene Indizes für Staatsobligationen nachbilden – zum Beispiel die oben genannten globalen Indizes (siehe Tabelle 3). Mit diesen passiv gemanagten Fonds können Sie vergleichsweise günstig in einen ganzen Korb verschiedener Staatsobligationen investieren, ohne die Titel einzeln kaufen zu müssen. Dies ermöglicht Ihnen auch mit geringen Anlagebeträgen eine hohe Diversifikation. Indexfonds werden im Unterschied zu ETF nicht an der Börse gehandelt, funktionieren aber ganz ähnlich.

Tabelle 3: Ausgewählte ETF und Indexfonds auf globale Staatsobligationen im Überblick

*der Fonds behält sich vor, sowohl auf physische als auch auf synthetische Replikationsmethoden zurückzugreifen

Daten gemäss Anbietern und justetf.com. Stand: 15.01.2025.

Wenn Sie sich nur für Staatsobligationen eines Landes interessieren, stehen Ihnen auch zahlreiche ETF auf Staatsanleihen einzelner Länder zur Verfügung. Beispiele sind ETF auf Staatsobligationen Deutschlands, Frankreichs oder der USA.

Was Sie über die Wahl des richtigen ETF wissen müssen, sagt Ihnen die ETF-Checkliste von moneyland.ch.

Welche Risiken muss ich beachten?

Beim Kauf von Staatsobligationen gibt es einige Risiken zu beachten:

• Kontrahentenrisiko/Ausfallrisiko: Bei Staatsobligationen leihen Sie einem Staat Geld. Sie gehen ein Kontrahentenrisiko ein: Es kann theoretisch zum Zahlungsausfall kommen. Prüfen Sie vorher deshalb unbedingt die Bonität des Staates, an dessen Anleihen Sie interessiert sind. Bei ETF ist dieses Risiko durch die Diversifikation der Obligationen und Emittenten deutlich abgeschwächt.
• Zinsrisiko: Die meisten Staatsobligationen haben einen festen Zinssatz. Der Preis von Staatsobligationen reagiert sensibel auf das Zinsumfeld und auf Zinserwartungen, vor allem bei langer Restlaufzeit. Steigen die Zinsen, sinkt in der Regel der Wert der Anleihe – und umgekehrt. 
• Währungsrisiko: Ausländische Staatsobligationen notieren in der Regel in Fremdwährungen. Veränderungen im Wechselkurs zum Schweizer Franken wirken sich auf Ihre reale Rendite aus. Verliert beispielsweise der US-Dollar gegenüber dem Franken an Wert, ist auch Ihre auf US-Dollar lautende Anleihe in Franken weniger wert.
• Politische Risiken: Wer in verschiedene Staatsobligationen investiert, sollte nicht nur die Bonität des herausgebenden Landes beachten. Sie unterliegen auch politischen Risiken. Der Handel mit Staatsobligationen bestimmter Länder kann etwa Gegenstand von Sanktionen werden – so wurde der Handel mit russischen Anleihen und Aktien beispielsweise 2022 in der Schweiz verboten.

Wie gut rentieren Staatsobligationen?

Vorweg: Sofern Sie eine Staatsanleihe nicht bis zu ihrem Fälligkeitsdatum halten, ist Ihre Rendite nicht vorhersehbar. Kurse von Obligationen schwanken ständig. Auch die Wertentwicklung von Obligationen-ETF lässt sich nicht voraussagen.

Historisch gesehen war mit einem diversifizierten Aktienportfolio – so etwa über ETF auf Welt-Indizes – in der Regel eine höhere Rendite zu erzielen als mit Staatsobligationen. Dies zeigt auch der Renditevergleich zwischen einem ETF auf Staatsobligationen aus Industriestaaten sowie einem ETF auf den MSCI World (siehe Tabelle 4). Im Direktvergleich hat der bekannte Welt-Aktienindex deutlich die Nase vorn.

Der Hauptgrund, weshalb die Rendite des Staatsobligationen-ETF über fünf und zehn Jahre negativ ausfiel, sind die Kapitalmarktzinsen, die seit Ende 2021 gestiegen sind. Dies führte dazu, dass der Kurs vieler langläufiger Anleihen im ETF stark gefallen ist – was negative Renditen nach sich zog.

Tabelle 4: Renditevergleich zwischen einem ETF auf Staatsobligationen und einem weltweiten Aktien-ETF

Daten gemäss justetf.com. Performance in CHF und inklusive Dividenden. Stichtage für die Performance: 14.01.2015, 14.01.2020 und 14.01.2025.

Hinweis: Der Artikel ist keine Anlageberatung und dient lediglich der Information. Angaben ohne Gewähr.

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