Mit der wachsenden Weltbevölkerung steigt auch der Bedarf an Nahrungsmitteln. Einige Anlegerinnen und Anleger erkennen in dieser Herausforderung eine Chance. Der Ratgeber von moneyland.ch beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.
Worum geht es bei Lebensmitteln der Zukunft?
Lebensmittel der Zukunft müssen verschiedene Kriterien erfüllen, die sich durch klimatische und demographische Herausforderungen ergeben. Mögliche Anforderungen sind:
- Höherer Bedarf: Die Weltbevölkerung wächst – und somit auch die Nachfrage nach Lebensmitteln. Gemäss Schätzungen der Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 9.7 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Viele Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die Nahrungsmittelproduktion in den kommenden Jahrzehnten deutlich steigen muss, um den zunehmenden Bedarf zu decken.
- Effizientere Flächennutzung: Um die Erträge der Lebensmittelproduktion im Einklang des Bevölkerungswachstums steigern zu können, ist nach Ansicht zahlreicher Expertinnen und Experten eine effizientere Landwirtschaft nötig – auch mithilfe technologischer Innovationen.
- Alternative Nahrungsmittel: Die Nachfrage nach tierischen Esswaren wie Fleisch und Milchprodukten steigt weltweit stark an. Die Produktion dieser Nahrungsmittel hinterlässt aber einen vergleichsweise grossen ökologischen Fussabdruck. Viele Unternehmen bemühen sich deshalb, klimaverträglichere und ressourcenschonendere Alternativen zu entwickeln. Beispiele sind zum Beispiel pflanzliche Fleischalternativen oder sogenanntes In-vitro-Fleisch, also im Labor gezüchtetes Fleisch.
Gerade angesichts der zwangsläufig wachsenden Nachfrage an Lebensmitteln rechnen sich einige Anleger und Anlegerinnen mit spezialisierten Exchange Traded Funds (ETF) zum Thema «Future of Food» (deutsch: «Zukunft der Lebensmittel») beträchtliche Renditechancen aus.
Welche Beispiele für Nahrungsmittel gibt es?
Im Zusammenhang mit Lebensmitteln der Zukunft ist von verschiedenen Produkten die Rede. Konkrete Beispiele für Nahrungsmittel, denen Fachleuten ein grosses Zukunftspotenzial attestieren, sind:
- Algen
- Hülsenfrüchte
- Insekten
- In-vitro-Fleisch
- Pflanzliche Fleisch- und Milchersatzprodukte
Welche Aktienindizes gibt es?
Es gibt verschiedene globale Aktienindizes, die sich auf innovative Unternehmen in den Sektoren Biotechnologie, Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie konzentrieren. Gemeinsam ist ihnen ein hoher USA-Anteil sowie eine vergleichsweise geringe Anzahl enthaltener Aktien. Keiner der in Tabelle 1 aufgeführten Indizes setzt sich aus mehr als 62 Titel zusammen (Stand: Oktober 2024). Zum Vergleich: Der Welt-Index MSCI World umfasst über 1400 Titel (Stand: Oktober 2024). Auch andere themenspezifische Indizes enthalten oft deutlich mehr Aktien.
Tabelle 1: Aktienindizes im Bereich «Future of Food» im Überblick
Index |
Anzahl
Aktien |
Aktie mit
grösstem Gewicht |
Anzahl
Länder |
Land mit
grösstem Gewicht |
Foxberry Tematica Research Sustainable
Future of Food NTR Index |
55 |
Beyond Meat (3.40%)* |
15* |
USA (52.92%)* |
MVIS Global Future of Food ESG Index |
35 |
Sprouts Farmers Market (9.04%) |
11 |
USA (54.04%) |
Solactive AgTech and Food Innovation Index |
30 |
Corteva (13.53%) |
11 |
USA (47.0%) |
Solactive Sustainable Food Index |
62 |
Deere & Company (4.16%) |
14 |
USA (53.4%) |
Daten gemäss Anbietern. Stand: 23.10.2024.
*Informationen gemäss Rize Sustainable Future of Food UCITS ETF
Gibt es Schweizer Unternehmen in diesem Bereich?
Unternehmen aus der Schweiz nehmen in drei der vier genannten Indizes eine relativ grosse Rolle ein. Lediglich der Solactive AgTech and Food Innovation Index enthält keinerlei Schweizer Aktien. Zu den Firmen aus der Schweiz gehören:
- Bucher Industries stellt Maschinen her, die der Gewinnung und Herstellung zahlreicher Lebensmittel dienen. Beispiele sind Landmaschinen zur Bodenwirtschaftung und Geräte zur Produktion von Wein und Fruchtsaft.
- Emmi ist die grösste Molkerei der Schweiz. Neben klassischen Milchprodukten vertreibt das Unternehmen auch Milchalternativen.
- Givaudan beliefert Lebensmittelhersteller mit Aromen und Geschmacksstoffen und ist das weltweit grösste Unternehmen in seinem Bereich.
- Die SIG Group entwickelt Verpackungslösungen für die Nahrungsmittelindustrie, beispielsweise Verpackungen für Milchprodukte.
Tabelle 2: Schweizer Aktien in den Aktienindizes zum Thema «Future of Food»
Unternehmen |
ISIN |
Branche |
Sitz |
Bucher Industries |
CH0002432174 |
Maschinenbau |
Niederweningen |
Emmi |
CH0012829898 |
Molkereiprodukte |
Luzern |
Givaudan |
CH0010645932 |
Aromen, Duftstoffe |
Vernier |
SIG Group |
CH0435377954 |
Verpackungen |
Neuhausen am Rheinfall |
Stand: 23.10.2024.
In welche ETF kann ich investieren?
Sie können verschiedene ETF kaufen, welche die oben genannten Aktienindizes abbilden. Hinzu kommen aktiv gemanagte ETF, die sich durch höhere Produktgebühren auszeichnen. Diese Kosten werden als Total Expense Ratio (TER) ausgewiesen.
Tabelle 3: ETF zum Thema «Future of Food» im Überblick
ETF |
ISIN |
TER |
Foxberry Tematica Research Sustainable Future of Food Index |
Rize Sustainable Future of Food UCITS ETF |
IE00BLRPQH31 |
0.45% |
MVIS Global Future of Food ESG Index |
VanEck Sustainable Future of Food UCITS ETF |
IE0005B8WVT6 |
0.45% |
Solactive AgTech and Food Innovation Index |
Global X AgTech and Food Innovation UCITS ETF USD Accumulating |
IE000EBFYWX3 |
0.50% |
Solactive Sustainable Food Index |
Franklin Future Of Food UCITS ETF |
IE000ZOKLHY7 |
0.30% |
Aktiv verwaltete ETF |
Ossiam Food for Biodiversity UCITS ETF 1A (EUR) |
IE00BN0YSK89 |
0.75% |
Ossiam Food for Biodiversity UCITS ETF 1A (USD) |
IE00BN0YSJ74 |
0.75% |
Daten gemäss Anbietern. Stand: 24.10.2024.
Die aufgeführten ETF sind allesamt vollständig physisch replizierend. Dies bedeutet, dass die ETF-Betreiber tatsächlich in die enthaltenen Aktien investiert.
Ausserdem sind sämtliche in der Tabelle genannten ETF thesaurierend. Dividendenerträge werden demnach nicht ausgeschüttet, sondern automatisch reinvestiert.
Auch das Fondsdomizil haben alle gelisteten ETF gemein: Sie sind alle in Irland domiziliert.
Weitere Informationen zu Replikationsmethoden, Ertragsverwendungen und zum Fondsdomizil finden Sie in der ETF-Checkliste von moneyland.ch.
Vergleichen Sie die Broker
Neben den als TER gekennzeichneten Produktgebühren sollten Sie beim Investieren in ETF auf weitere Kosten achten. Dazu gehören vor allem die Transaktionsgebühren (Courtagen) und Depotgebühren Ihres Brokers. Die Kostenunterschiede zwischen den verschiedenen Trading-Anbietern sind beträchtlich – und können sich erheblich auf Ihre Rendite auswirken. Es ist deshalb unbedingt empfehlenswert, die verschiedenen Broker bei moneyland.ch zu vergleichen.
Detaillierte Informationen über die Kosten beim Kauf und Verkauf von ETF finden Sie in der ETF-Checkliste von moneyland.ch.
Welche Risiken und Probleme gibt es?
Wer sich für eine Investition in einen oder mehrere der oben genannten ETF entscheidet, setzt sich verschiedenen Risiken aus:
- Spekulation: Bezeichnungen wie «Future of Food» machen deutlich, dass es sich bei solchen Lebensmittel-ETF um spekulative Produkte handelt. Denn welche Produkte und Unternehmen künftig gefragt sind, lässt sich nie sicher voraussagen. Dies gilt vor allem bei noch vergleichsweise unerprobten Technologien.
- Geringe Diversifikation: Wer ausschliesslich in solche themenzentrierten, eng gefassten ETF investiert, tut seiner Diversifikation keinen Gefallen. Keiner dieser ETF enthält mehr als 62 Unternehmen, die sich überdies auf nur wenige Branchen rund um die Nahrungsmittelproduktion konzentrieren.
- Schlechte Performance: Die Performance fast aller hier aufgeführten ETF fiel in der jüngeren Vergangenheit deutlich schlechter aus als jene des Gesamtmarktes (siehe Tabelle 4). Wichtig: Beachten Sie gleichwohl, dass dies nicht unbedingt auf eine niedrigere Rendite in Zukunft hindeuten muss. Auch der kurze Betrachtungszeitraum relativiert diesen Aspekt.
Wer über ein breit gestreutes Anlageportfolio, etwa auf Basis von ETF auf Welt-Indizes, verfügt, senkt seine Verlustrisiken langfristig deutlich. Sie sollten ETF zum Thema Lebensmittel der Zukunft vor allem als Mittel zur Diversifikation begreifen. Sie können beispielsweise im Rahmen einer Core-Satellite-Strategie in «Future of Food»-ETF investieren, mit einem diversifizierten Weltportfolio als Basis («Core»).
Wie gut rentieren ETF zum Thema Zukunft der Lebensmittel?
Der Renditevergleich zeigt, dass die ETF zum Thema «Future of Food» im vergangenen Jahr eine schlechtere Performance ausgewiesen haben als ein ETF auf den Welt-Index MSCI World – bis auf eine Ausnahme.
Doch nimmt man die Kursentwicklung des VanEck Sustainable Future of Food UCITS ETF seit dessen Auflegung im Juni 2022 in den Blick, ändert sich das Bild schlagartig: In diesem Vergleich hat der MSCI-World-ETF die Nase deutlich vorn.
Tabelle 4: Renditevergleich zwischen Lebensmittel-ETF und einem Welt-ETF
ETF |
Index |
1-Jahres-Performance
in CHF (2023-2024) |
4-Jahres-Performance
in CHF (2020-2024) |
VanEck Sustainable Future of Food UCITS ETF |
MVIS Global Future of Food ESG Index |
37.64% |
|
UBS ETF (IE) MSCI World UCITS ETF (USD) A-dis |
MSCI World |
31.61% |
55.63% |
Ossiam Food for Biodiversity UCITS ETF 1A (USD) |
ohne Index |
22.32% |
|
Rize Sustainable Future of Food UCITS ETF |
Foxberry Tematica Research Sustainable
Future of Food NTR Index |
17.21% |
-23.68% |
Franklin Future Of Food UCITS ETF |
Solactive Sustainable Food Index |
16.81% |
|
Global X AgTech and Food Innovation
UCITS ETF USD Accumulating |
Solactive AgTech and Food Innovation Index |
1.64% |
|
Daten gemäss justetf.com. Performance in CHF und inklusive Dividenden. Stichtage für die Ermittlung der Performance: 23.10.2020, 23.10.2023 und 23.10.2024.
Sie sollten diese Daten ohnehin mit Vorsicht geniessen. Beachten Sie, dass es sich bei der vergangenen Performance um keinen verlässlichen Indikator über die künftige Wertentwicklung handelt. Sie kann Ihnen maximal einen Anhaltspunkt liefern.
Die Aussagekraft der Zahlen ist umso mehr zu relativieren, als die betrachteten Performance-Zeiträume Anlegerinnen und Anlegern mit einem langjährigen Anlagehorizont nicht gerecht werden. Im Optimalfall sollten Sie langfristig in ETF investieren – also über viele Jahre oder gar Jahrzehnte. Die aufgeführten themenspezifischen ETF existieren aber allesamt erst seit wenigen Jahren.
Hinweis: Der Artikel ist keine Anlageberatung und dient lediglich der Information. Angaben ohne Gewähr.
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