In der Schweiz rechnen viele Marktbeobachter damit, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins bald senken wird. Dies hat sinkende Hypothekarzinsen, Festgeldzinsen und – mit Verzögerung – auch sinkende Sparzinsen zur Folge.
Doch niedrige Zinsen müssen nicht zwangsläufig sinkende Renditen bedeuten. Voraussetzung ist, dass Sie die richtigen Massnahmen treffen. Dieser Ratgeber von moneyland.ch sagt Ihnen, was Sie beachten müssen und wie sich die populärsten Anlageformen bei sinkenden Zinsen eignen.
Sparkonten
Sparkonten werden bei sinkenden Zinsen unattraktiver. Der Grund ist klar: Sie erhalten auf Ihre Einlagen weniger Zinsen. Häufig liegt der nominale Zinssatz gar unterhalb der Inflationsrate – der reale Zinssatz ist dann negativ.
Das Sparkonto eignet sich vor allem für den Notgroschen und für kurzfristige Sparprojekte. Wie viel Geld Sie auf dem Sparkonto platzieren, hängt aber auch von Ihrem persönlichen Sicherheitsbedürfnis ab. Für risikoaverse Sparerinnen und Sparer können sich Sparkonten eignen, sie gehen aber mit niedrigeren Erträgen einher. Wenn Sie eine höhere Rendite erzielen wollen, sind gut diversifizierte Investitionen in Aktien und ETF mittel- bis langfristig allerdings die bessere Wahl.
Der Vorteil von Sparkonten im Vergleich zu festverzinsten Anlagen wie Festgeldkonten und Kassenobligationen ist die höhere Flexibilität. Sparkonten haben in der Regel vorteilhaftere Rückzugsbedingungen als Festgeldkonten. Zinsen auf Sparkonten reagieren vergleichsweise spät auf ein sich veränderndes Zinsumfeld. Zinsen sinken und steigen häufig langsamer als festverzinste Angebote. Sie können die verschiedenen Sparkonten der Banken auf moneyland.ch vergleichen.
Nominal- und Realzins: Wenn vom Sparzins die Rede ist, ist in der Regel der Nominalzins gemeint, der sich auf den Nennwert bezieht. Der Nominalzins ist der Zins, der publiziert und auf dem Kontoauszug ausgewiesen wird. In ihm ist die Inflationsrate nicht eingerechnet. Wenn Sie zusätzlich die Inflationsrate berücksichtigen, erhalten Sie den Realzins. Ein Beispiel: Erhalten Sie auf Ihre Spareinlagen einen nominalen Zinssatz von 1.5 Prozent, und die Inflationsrate beläuft sich gleichzeitig auf 2 Prozent, ergibt sich für Sie näherungsweise ein Realzins von minus 0.5 Prozent. Ihr Geld verliert also real an Kaufkraft. Das heisst: Mit Ihrem Geld können Sie weniger Produkte kaufen. Dessen sollten Sie sich bewusst sein, bevor Sie sich von vermeintlich hohen Zinsen locken lassen.
Privatkonten
Privatkonten taugen grundsätzlich nicht als Geldanlage. Die Zinsen sind fast ausnahmslos niedriger als auf Sparkonten. Bei vielen Schweizer Banken wird das Privatkonto gar nicht verzinst. Das Privatkonto ist für den täglichen Zahlungsverkehr gedacht.
Festgeldkonten und Kassenobligationen
Bei Festgeldkonten und Kassenobligationen ändern sich die Zinssätze für Neuabschlüsse laufend. Die Banken passen die Angebote den Erwartungen der künftigen Zinsentwicklung an. Die Zinsangebote für Neuabschlüsse unterliegen stärkeren Schwankungen als Zinsen auf Sparkonten, die in der Regel nur mehrmals im Jahr angepasst werden. Wenn Sie ein Festgeldkonto oder eine Kassenobligation hingegen abgeschlossen haben, bleibt der Zinssatz für die gewählte Laufzeit unverändert.
In einem sinkenden Zinsumfeld können Festgeldkonten und Kassenobligationen sinnvoll sein. In diesem Fall können Sie sich einen vorteilhaften Zinssatz für die gewählte Laufzeit sichern. In der Regel sind die Zinssätze für festverzinsliche Angebote höher als auf Sparkonten.
Der Nachteil: Ihr Geld ist bis zum Ende der Laufzeit gebunden. Sie sollten also nur Geld anlegen, das Sie während der Anlagedauer nicht benötigen. Zudem tragen Sie ein Zinsrisiko – steigen die Marktzinsen während Ihrer Laufzeit stärker an als erwartet, können Sie davon nicht profitieren.
Bei Kassenobligationen handelt es sich im Unterschied zu Festgeldern um Wertpapiere. Sie werden deshalb in einem Wertschriftendepot verwahrt, wofür Gebühren anfallen können. Der interaktive Vergleich von Kassenobligationen und Festgeldkonten hilft Ihnen auf der Suche nach einem passenden Angebot.
Die richtige Laufzeit wählen: Bei Kassenobligationen und Festgeldkonten haben Sie meist die Wahl zwischen verschiedenen Laufzeiten. In der Regel gibt es Angebote von einem Jahr bis zu zehn Jahren, einige Banken bieten auch Festgelder für wenige Monate an. Welche Laufzeit Sie wählen, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Wie lange können und wollen Sie auf Ihr Geld verzichten? Ihr Geld ist während der Laufzeit blockiert, Sie können also nicht darauf zugreifen.
- Welche Zinsentwicklung zeichnet sich in der ferneren Zukunft ab? Ihr Zinssatz ist fixiert. Steigen die Zinsen schneller als erwartet, können Sie nicht profitieren. Sie tragen daher ein Zinsrisiko, das umso grösser ist, je länger Ihre gewählte Laufzeit ausfällt. Wenn Sie davon ausgehen, dass die Zinsen für lange Zeit niedrig bleiben werden, und Sie damit recht behalten, kann sich auch eine lange Laufzeit lohnen. Die Entwicklung lässt sich aber nie sicher voraussagen.
Obligationen
Sinken die Leitzinsen oder wird ein niedrigeres Zinsniveau erwartet, sinken auch die Renditen von Obligationen. Anders verhält es sich, wenn Sie noch bei höheren Zinsen eine Anleihe gekauft haben. Die Faustformel lautet: Sinken die Zinsen, steigt der Kurs von Anleihen. Eine ausstehende, noch höher verzinste Obligation gewinnt also an Wert. Sie können also noch vom höheren Zinssatz profitieren oder die Obligation zu einem vorteilhaften Kurs verkaufen.
Beachten Sie, dass Sie bei Obligationen ein Ausfallrisiko tragen. Im Gegensatz zu Kassenobligationen unterliegen sie nicht der Einlagensicherung. Sie sollten das Verhältnis zwischen Risiko und Rendite vor dem Kauf einer Anleihe abwägen und vor allem die Bonität des Emittenten kritisch unter die Lupe nehmen. Beachten Sie dabei folgende Grundregel: Je höher der Zins, desto risikoreicher ist die Anlage.
Aktien und ETF
Gut diversifizierte Investitionen in den Aktienmarkt zahlen sich langfristig finanziell aus – zumindest war dies in der Vergangenheit immer so, wie der historische Renditerechner von moneyland.ch darlegt. Im Vergleich zu Sparkonten und festverzinslichen Anlagen sind die langfristigen Renditen deutlich höher, allerdings ist auch das Verlustrisiko zumindest kurzfristig höher.
In Wertschriften wie Aktien und börsengehandelte Fonds (ETF) zu investieren, dürfte demnach vielversprechend bleiben. Dabei ist es für langfristige Anlegerinnen und Anleger in der Regel sekundär, wann sie mit dem Investieren beginnen – wobei sinkende Leitzinsen steigende Aktienkurse tendenziell begünstigen.
Für den Handel mit Aktien und ETF benötigen Sie lediglich ein Wertschriftendepot. Die Gebührenunterschiede zwischen den Online-Trading-Plattformen sind erheblich. Sie können alle Schweizer Broker interaktiv auf moneyland.ch vergleichen. Auch über die Smartphone-Banken Yuh und Neon können Sie in Wertschriften investieren, wobei die Auswahl der Aktien und ETF relativ klein ist.
Wenn Sie regelmässig investieren, können dies bei vielen Anbietern auch über Fondssparpläne tun. Wer sich nicht selbst um die Anlage kümmern möchte, kann sich auch an traditionelle Vermögensverwalter oder digitale Vermögensverwalter (sogenannte Robo Advisor) wenden.
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