Regelmässig erscheinen Geschichten über Bitcoin-Millionäre und Rekordgewinne mit Kryptowährungen. Fragen Sie sich, ob vielleicht auch Sie als Investorin oder Investor in die Krypto-Welt einsteigen sollen? Ob und wie Sie Ihr Geld anlegen, müssen Sie natürlich anhand Ihrer konkreten Situation, Ihres Vermögens und Ihrer Risikofähigkeit selbst bestimmen. Aber folgende Dinge sollten Sie wissen, bevor Sie sich für Krypto-Anlagen entscheiden.
Kryptowährungen sind riskanter als Aktien
Kryptowährungen gelten als noch viel riskantere Investition als Aktien. Dabei geht es nicht nur um die ausserordentliche Volatilität mancher Währungen. Die langjährige Erfahrung mit Aktien hilft Investorinnen und Investoren, die damit verbundenen Risiken besser einzuschätzen. Bei relativ neuen Produkten wie Bitcoin und anderen Kryptowährungen fehlen dazu konkrete Daten. So ist zum Beispiel unklar, ob diese Währungen sich über lange Sicht von wirtschaftlichen Krisen erholen können, wie das die Aktienmärkte wiederholt getan haben.
Auch besteht die Befürchtung, dass einzelne Kryptowährungen beispielsweise aus technischen Gründen plötzlich ihre Beliebtheit und damit ihren gesamten Wert verlieren könnten. Auf dem Aktienmarkt haben Sie die Möglichkeit, in Firmen zu investieren, die sich über viele Jahrzehnte behaupten konnten. Das schafft Vertrauen in die entsprechenden Aktien. Selbst Bitcoin gibt es erst seit rund 15 Jahren, was eine vergleichsweise kurze Zeit ist.
Können Sie Verluste hinnehmen?
Die goldene Regel für Anlegerinnen und Anleger lautet: Investieren Sie nur Geld, dessen Verlust Sie verkraften können. Diese Regel gilt auch bei Kryptowährungen. Da die Kursschwankungen und die Risiken hier besonders gross sind, ist es umso wichtiger, dass Sie in der Lage sind, Verluste hinzunehmen. Und wenn Sie ohne das angelegte Geld Gefahr laufen, in eine finanzielle Notlage zu geraten, ist es generell keine gute Idee, zu investieren.
Niemand weiss, was Bitcoin & Co. wert sind
Viele Kryptowährungen sind reine Tauschmittel – analog zu herkömmlichen Fiat-Währungen der Zentralbanken wie US-Dollar oder Schweizer Franken. Ihr Wert beruht also darauf, dass eine grosse Menge von Menschen bereit ist, sie für einen bestimmten Gegenwert zu tauschen.
Das macht manche Anlegerinnen und Anleger nervös. Denn bei den meisten traditionellen Investitionsgütern wie etwa Aktien wird der Preis zwar ebenfalls durch den Markt bestimmt, es liegen ihnen jedoch reale Werte zugrunde – zum Beispiel die Bilanz eines Unternehmens. Dieser Wert hilft, festzustellen, ob ein Wertpapier korrekt bewertet ist. Der Wert von dezentralisierten Finanzdienstleistungen wie Bitcoin hingegen ist viel schwieriger zu berechnen. Selbst für herkömmliche Fiat-Währungen gibt es immerhin langjährige historische Daten.
Explodierende Kurse sind ein schlechtes Argument
In einen Markt einzusteigen, weil dieser kürzlich grosses Wachstum verzeichnete, ist aus Anlegersicht riskant. Bekanntlich ist die vergangene Performance eines Titels kein Hinweis auf die künftige Entwicklung. Wenn der Kurs einer Kryptowährung plötzlich in die Höhe schnellt, ist das allein kein Grund, weitere Anstiege zu erwarten. Im Gegenteil: Diese Entwicklung könnte Anlegerinnen und Anleger dazu bewegen, Gewinne mitzunehmen. Wenn viele Personen gleichzeitig verkaufen, würde das den Kurs nach unten korrigieren.
Ein Beispiel: Der Meme-Coin Shiba Inu sorgte Ende Oktober 2021 für Aufsehen, weil dessen Kurs innert weniger Monate um Hunderttausende Prozent in die Höhe geschossen war. Ihren Besitzerinnen und Besitzern bescherte die Währung riesige Gewinne. Noch bevor das Jahr zu Ende war, verlor sie jedoch wieder die Hälfte ihres Werts. Wer sich von den traumhaften Kurssteigerungen blenden liess und zu einem ungünstigen Zeitpunkt einstieg, musste also herbe Verluste hinnehmen.
Sie sollten Ihre Investition verstehen
Viel wichtiger als die Entwicklung der Kurse ist das Verständnis, in was Sie überhaupt investieren. Eine klassische Börsenweisheit lautet: «Investiere nie in ein Geschäft, das du nicht verstehst.» Der Spruch trifft auch auf Kryptowährungen zu, geht im Hype aber schnell vergessen.
Für viele Kleinanlegerinnen und -anleger ist es schwierig, Kryptowährungen zu verstehen. Die technische Komplexität des Themas und einzelner Blockchain-Produkte kann manch einen Interessenten abschrecken. Wenn Sie vorhaben, in eine Währung zu investieren, ist es ratsam, sich zumindest damit auseinandersetzen, wie sie funktioniert. Genauso wie Sie sich mit einer Firma auseinandersetzen sollten, bevor Sie deren Aktien kaufen. Je besser Sie sich auskennen, umso besser können Sie Ihre Renditechancen einschätzen.
Diversifikation hat Vorrang
Wenn Sie erst gerade damit beginnen, Ihr Geld zu investieren, sind Kryptowährungen wahrscheinlich der falsche Einstieg. Denn es dürfte schwierig sein, sich allein innerhalb des Krypto-Markts breit genug zu diversifizieren, egal wie viele verschiedene Coins Sie kaufen. Schliesslich können Sie sich mit Kryptowährungen nicht gegen die reale Gefahr absichern, dass der Krypto-Markt als Ganzes an Bedeutung verliert.
Umgekehrt kann Diversifikation allerdings auch ein Argument sein, in Kryptowährungen zu investieren: Wenn Sie Ihr Geld beispielsweise in erster Linie in Aktien und Obligationen anlegen, sind Kryptowährungen ein weiterer, weitgehend unabhängiger Markt. Wenn Sie einen Teil Ihres Vermögens hier investieren, können Sie sich möglicherweise für den Fall absichern, dass Sie im Aktien- und Obligationenmarkt Verluste erleiden. Bei Befürwortern von Kryptowährungen ist besonders die Unabhängigkeit vom Bankensystem ein Kaufargument.
Inflationsschutz ist nicht erwiesen
Viele Kryptowährungen, darunter auch Bitcoin, sind als Alternative zum traditionellen Fiatgeld der Zentralbanken konzipiert. Die Idee hinter der dezentralen Blockchain ist somit, dass sich die Krypto-Kurse nach oben bewegen, wenn die Inflation steigt. Ähnlich wie bei Gold hoffen Anlegerinnen und Anleger, dass sie sich so gegen den Wertverlust von herkömmlichen Währungen absichern können.
Wie gut Kryptowährungen als Inflationsschutz in der Realität funktionieren, ist allerdings unklar. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass Sie sich mit solchen Investitionen effektiv gegen starke Inflation schützen können.
Regulierung wirft Fragen auf
Dezentrale Kryptowährungen haben eigentlich den Vorteil, dass sie nicht von einem einzelnen Staat kontrolliert werden können. Es ist aber denkbar, dass Staaten in Zukunft Blockchain-Produkte stärker regulieren – zum Beispiel zum Schutz des eigenen Währungsmonopols. In China gelten Krypto-Transaktionen bereits seit Herbst 2021 als illegal.
Derartige Regulierung kann den Kurs von Kryptowährungen beeinflussen – der Bitcoin-Preis etwa fiel um einige Prozent, nachdem bekannt wurde, dass die chinesische Zentralbank Kryptowährungen als illegal einstuft. Es ist denkbar, dass zusätzliche Regulierung in anderen Ländern, insbesondere den USA, den Kurs von Kryptowährungen massiv nach unten drücken könnte.
Skepsis ist angebracht
Haben Sie auf Youtube oder einer Website von einer Kryptowährung erfahren, von der Sie noch nie gehört haben? Wird dort behauptet, die noch kaum bekannte Währung werde der nächste Bitcoin sein? Wenn jemand versucht, Sie davon zu überzeugen, eine Kryptowährung zu kaufen, könnte das aus purem Eigennutz geschehen: Womöglich besitzen die Autoren eines Youtube-Videos oder Blog-Beitrags selbst eine Menge Coins und versuchen, Hype zu schaffen, um sie mit Profit verkaufen zu können.
Generell gibt es rund um den Krypto-Markt viele Betrugsfälle (zum Beispiel sogenannte Rug Pulls). Es ist darum umso wichtiger, dass Sie Empfehlungen und Angebote in diesem Zusammenhang sehr kritisch hinterfragen. Lassen Sie sich nicht von Versprechen blenden und recherchieren Sie unbedingt selbst, bevor Sie Anlageentscheidungen treffen.
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