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Versicherungen

Vor- und Nachteile von Telmed-Modellen

16. Oktober 2024 - Benjamin Manz

Erfahren Sie jetzt alles Wissenswerte zu den telemedizinischen Modellen in der Grundversicherung der Krankenkassen.

Das telemedizinische Modell ist nach dem Hausarzt-Modell das populärste Versicherungsmodell.

Das Prinzip ist einfach erklärt: vor einem Arzt-, Apotheken- oder Spitalbesuch müssen Sie jeweils eine vereinbarte Beratungsstelle telefonisch kontaktieren. Dafür steht eine medizinische Hotline zur Verfügung, die das ganze Jahr über rund um die Uhr erreichbar ist. Das vorherige Telefonat ist obligatorisch.

Bei gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen, Abklärungen im Rahmen der Mutterschaft, Impfungen, Zahnbehandlungen und Behandlungen von Kindern bis zum Alter von 6 Jahren ist der Anruf bei der Hotline in der Regel nicht obligatorisch.

In dringenden Fällen kann es vorkommen, dass Sie den entsprechenden Anruf nicht tätigen können. Die Krankenkassen haben dafür Verständnis. Sie haben jedoch eine Frist, die Sie nach einem Notfall einhalten müssen. Diese ist je nach Krankenkasse unterschiedlich lang. 

Spätestens vor einer weiteren Behandlung müssen Sie sich bei der Krankenkasse melden. Ansonsten können Sie in die teure Standardprämie zurückgestuft werden oder müssen die Behandlung je nach Krankenkasse sogar selber bezahlen.

In der ganzen Schweiz werden verschiedene telemedizinische Zentren betrieben, darunter Medi24, Medgate und Sante24.

Krankenkassen mit einem Telmed-Modell

29 der insgesamt 37 Krankenversicherer bieten 2025 ein Telmed-Modell an. Zum Vergleich: Das Hausarzt-Modell wird von 33 und das HMO-Modell von 15 Schweizer Krankenkassen angeboten.

Es locken günstige Prämien

Die grosse Beliebtheit der Telmed-Modelle hat vor allem einen Grund: die tiefen Prämien.

Die Krankenkassen rechnen damit, dass durch die obligatorische telefonische Beratung die Versicherungskosten sinken. Vor allem «harmlose Bagatellfälle» können so günstiger abgewickelt werden. Telmed-Prämien können bis zu über 20 Prozent günstiger sein als die Prämien im Standardmodell.

Einschränkungen als Wermutstropfen

Bei den Telmed-Modellen gibt es verschiedene Einschränkungen, die vielen Versicherten bei Vertragsabschluss nicht bewusst sind.

Für gesunde Versicherte, die praktisch nie einen Arzt aufsuchen müssen, sind die Einschränkungen in der Regel kein Problem. Für weniger Glückliche hat sich die Wahl eines Telmed-Modells aber schon als Variante mit Pferdefuss herausgestellt.

Eine mögliche Einschränkung betrifft die Arztwahl. So gibt es Telmed-Modelle mit eingeschränkter Arztwahl, während andere Varianten keine Einschränkungen vorsehen. Die Modelle mit freier Arztwahl sind teurer.

Beratungspflicht als Einschränkung

Eine weitere Einschränkung der Telmed-Modelle betrifft den Stellenwert der telefonischen Beratung. Je nach Krankenkasse und Telmed-Modell ist die Empfehlung der beratenden Ärzte oder Pflegefachpersonen im Call-Center mehr oder weniger verbindlich. Auch hier gilt die Faustregel: Telmed-Modelle mit obligatorischer Erstberatung sind günstiger als solche ohne.

Am Telefon wird der weitere Behandlungsverlauf festgelegt. Wer zum Arzt geht, obwohl der Berater eine Selbstbehandlung empfohlen hat, wird gewarnt. Bei wiederholter Missachtung der festgelegten Regeln wird der Versicherte rückwirkend auf Jahresbeginn in die teure Prämie des Standardmodells zurückgestuft.

Vorteile von Telmed-Modellen

  • Der Hauptvorteil von Telmed-Modellen ist die Prämienersparnis. Das Sparpotenzial kann beträchtlich sein.
  • Ein weiterer möglicher Vorteil ist die telefonische Beratung. Gerade bei weniger schwerwiegenden Vorfällen kann ein solches Gespräch ausreichen, ohne dass ein Arztbesuch notwendig ist.

Nachteile von Telmed-Modellen

  • Ferndiagnosen sind oft schwierig. Eine Fehleinschätzung kann fatale Folgen für den Patienten haben. Zudem besteht ein möglicher Interessenkonflikt: Aus ökonomischer Sicht kann (insbesondere bei «abhängigen» Zentren) ein Anreiz bestehen, die kostengünstigste Variante für eine Abklärung oder Behandlung zu empfehlen, obwohl aus medizinischer Sicht eine teurere Variante empfehlenswert wäre.
  • Gerade bei Telmed-Modellen mit günstigen Prämien ist die Arztwahl oft eingeschränkt.
  • Die Telmed-Beratung ist oft obligatorisch. Wünscht der Versicherte eine alternative Behandlungsmethode, kann sich die Krankenkasse querstellen.

Weitere Informationen:
Krankenkassenprämien im interaktiven Vergleich
Krankenkasse: wie kündigen?
Tipps zum Prämiensparen
HMO-Modelle im Vergleich
Hausarzt-Modelle im Vergleich

Krankenkassen-Prämien im Vergleich

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Experte Benjamin Manz
Benjamin Manz ist Geschäftsführer von moneyland.ch und unabhängiger Experte für Banken- und Finanzthemen.
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