Europäische Aktien kaufen: Das müssen Sie wissen

Viele Anlegerinnen und Anleger sehen die wirtschaftliche Zukunft Europas eher kritisch. Das muss aber nicht heissen, dass europäische Aktien nicht mehr gefragt sind. Dieser Ratgeber von moneyland.ch sagt Ihnen, was Sie über Investitionen in europäische Aktien und ETF wissen müssen.

Wieso interessieren sich Anlegerinnen und Anleger für europäische Aktien?

In vielen globalen Aktienindizes sind Titel aus den USA im Vergleich zu anderen Ländern sehr stark vertreten. In den meisten bekannten Welt-Indizes liegt das Gewicht US-amerikanischer Aktien bei über 60 Prozent. Unternehmen aus Europa sind im Vergleich deutlich untervertreten. Investitionen in europäische Aktien können also ein probates Mittel zur Diversifikation und zur Behebung von Ungleichgewichten im Portfolio sein.

Europäische Indizes warten mit zahlreichen gestandenen und bekannten Unternehmen auf. Sie werden zudem – vor allem im Vergleich zu ihren US-amerikanischen Pendants – nur wenig von Hype- und Momentum-Aktien geprägt. Einige Anlegerinnen und Anleger sehen darin einen Vorteil: Viele europäische Aktien gelten als vergleichsweise tief bewertet und als weniger anfällig für starke Schwankungen. 

Welche gesamteuropäischen Aktienindizes gibt es?

Es gibt neben nationalen Börsenbarometern auch verschiedene länderübergreifende Aktienindizes, die sich auf europäische Aktien konzentrieren. Die bekanntesten Indizes sind der Euro Stoxx 50, der Stoxx Europe 50 und der Stoxx Europe 600. Sie werden allesamt vom im schweizerischen Zug ansässigen Index-Anbieter Stoxx herausgegeben, das als Tochterunternehmen zur Deutschen Börse AG gehört. Stoxx gibt unter anderem auch den deutschen Leitindex DAX heraus.

Tabelle 1: Gesamteuropäische Aktienindizes im Überblick

Daten gemäss Anbieter. Stand: 15.10.2024.

Der Euro Stoxx 50 setzt sich aus den 50 grössten Unternehmen der Eurozone zusammen. Als Eurozone wird die Gruppe der EU-Länder bezeichnet, welche den Euro als offizielle Währung verwenden. Auswahl- und Gewichtungskriterium ist die Marktkapitalisierung im Streubesitz. Den Euro Stoxx 50 gibt es sowohl als Kursindex als auch als Performance-Index, wobei der Kursindex die bekanntere Variante ist. Er ist in der Regel immer dann gemeint, wenn nicht ausdrücklich von der Version als Performance-Index die Rede ist.

Tabelle 2: Die zehn Aktien mit dem grössten Gewicht im Euro Stoxx 50 und im Euro Stoxx 600

Daten gemäss Anbieter. Stand: 11.10.2024.

Der Stoxx Europe 50 funktioniert ähnlich wie der Euro Stoxx 50. Auch er setzt sich aus 50 Titeln zusammen, schliesst aber auch Länder ausserhalb der Eurozone ein – darunter die Schweiz. Die Variante als Stoxx Europe 600 ist mit 600 enthaltenen Aktien numerisch deutlich diversifizierter.

Tabelle 3: Die zehn Aktien mit dem grössten Gewicht im Stoxx Europe 50

Daten gemäss Anbieter. Stand: 11.10.2024.

Der MSCI Europe ist mit 415 Titeln aus 15 Ländern (Stand: Oktober 2024) ebenfalls diversifiziert. Der vom US-Finanzdienstleister MSCI bereitgestellte Index ähnelt in seinen Gewichtungen dem Stoxx Europe 600.

Welche ETF gibt es auf europäische Aktien?

Es stehen Ihnen zahlreiche Exchange Traded Funds (ETF) zur Verfügung, um in die oben genannten Aktienindizes zu investieren (siehe Tabelle 4). Mit diesen meist passiven Fonds können Sie in die Aktien eines Index investieren, ohne die einzelnen Indexbestandteile einzeln kaufen zu müssen.

Tabelle 4: Die gemäss TER günstigsten ETF auf europäische Aktienindizes im Überblick

Angaben gemäss Anbietern. Stand: 11.10.2024.

Auf welche Gebühren muss ich bei ETF achten?

Um mit ETF zu handeln, benötigen Sie lediglich ein Wertschriftendepot eines Brokers. Sie können ETF – wie Aktien – zu Börsenzeiten kaufen und verkaufen. Dabei sollten Sie verschiedene Gebühren beachten: die als TER ausgewiesenen Produktkosten, Depotgebühren und Transaktionsgebühren (Courtagen) Ihres Trading-Anbieters sowie die eidgenössischen Stempelabgaben.

Was gibt es steuerlich zu beachten?

Vor der Wahl eines ETF lohnt sich der Blick auf das Fondsdomizil. Für Anlegerinnen und Anleger aus der Schweiz ist bei ETF auf europäische Aktien das Fondsdomizil Irland oder das Fondsdomizil Luxemburg empfehlenswert. Dies hat steuerliche Gründe. Worauf Sie bei der Wahl eines ETF noch achten sollten, verrät Ihnen die ETF-Checkliste von moneyland.ch.

Welche Risiken und Nachteile gibt es?

Ganz generell gilt: Wer in Wertschriften investiert, geht ein Risiko ein. Gewinne sind nie garantiert und Verluste zu keinem Zeitpunkt ausgeschlossen. Dies gilt vor allem, wenn Sie nur wenige Einzelaktien kaufen. Mit einem weltweit diversifizierten Portfolio, beispielsweise über ETF, reduzieren Sie Ihre Verlustrisiken langfristig erheblich.

Investitionen in europäische Aktien können folgende weitere Risiken und Nachteile haben:

• Starke Länderkonzentration: Wer in gesamteuropäische ETF investiert, stellt fest: Das Vereinigte Königreich und Frankreich dominieren den Index, auch die Schweiz und Deutschland sind stark vertreten. Andere, vor allem kleinere Länder verfügen in den meisten Indizes hingegen nur über ein geringes Gewicht – oder finden überhaupt keinen Platz. Wenn Sie auch in solche Länder, beispielsweise Österreich oder Tschechien, investieren wollen, bleiben Ihnen nur ETF auf entsprechende nationale Indizes, falls vorhanden.
• Wenige Zukunftsbranchen: Europa ist in vielen Sektoren, die gemeinhin als Zukunftsbranchen bezeichnet werden, im Rückstand. Beispiele sind die Tech-Branche sowie Unternehmen im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Tech-Aktien sind in europäischen Indizes relativ gering gewichtet. Im Stoxx Europe 600 machen Tech-Werte gerade 7.8 Prozent des Indizes aus. Zum Vergleich: Im S&P 500 aus den USA liegt der Anteil der Branche bei über 30 Prozent (Stand: Oktober 2024).
• Fremdwährungsrisiken: Nimmt man Schweizer Aktien ausser Acht, notieren europäische Aktien für Anleger und Anlegerinnen aus der Schweiz in einer Fremdwährung, die meisten davon in Euro. Verliert die jeweilige Fremdwährung gegenüber dem Schweizer Franken an Wert, wirkt sich dies negativ auf die Rendite für Schweizer Anlegerinnen und Anleger aus. Andererseits kann aber auch der gegenteilige Fall eintreten.

Wie gut rentieren europäische Aktien?

Der Renditevergleich zeigt: Mit europäischen Aktien war in jüngerer Vergangenheit nur eine eher unterdurchschnittliche Rendite zu erzielen. Ihre Performance lag im Allgemeinen weit unter jener des US-amerikanischen Leitindex S&P 500 sowie jener des Welt-Index MSCI World.

Tabelle 5: Renditevergleich zwischen ETF auf den Stoxx Europe 600, den MSCI World und den S&P 500

Daten gemäss justetf.com. Performance in CHF und inklusive Dividenden. Stichtage für die Ermittlung der Performance: 15.10.2014, 15.10.2019 und 15.10.2024.

Wichtig: Betrachten Sie diese Daten nicht als sicheren Indikator für die künftige Rendite. Die Wertentwicklung von Wertschriften wie Aktien und ETF lässt sich zu keinem Zeitpunkt voraussagen, wenngleich die vergangene Rendite als Indiz und Informationsgrundlage dienen kann.

Hinweis: Der Artikel ist keine Anlageberatung und dient lediglich der Information. Angaben ohne Gewähr.

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