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Anlegen & Vorsorge

Home Bias beim Anlegen: So viel Schweiz verträgt Ihr Aktienportfolio

2. Dezember 2024 - Dan Urner

Viele Schweizer Anlegerinnen und Anleger neigen dazu, Aktien aus der Schweiz überzugewichten. Dieser Ratgeber sagt Ihnen, was Sie über den sogenannten Home Bias wissen müssen – und wie hoch der Anteil Schweizer Aktien in Ihrem Portfolio sein sollte.

Wer auf der Suche nach passenden Aktien für sein Anlageportfolio ist, bleibt nicht selten bevorzugt an Titeln seines Heimmarktes hängen. Das Phänomen hat einen Namen: Home Bias. Dieser Ratgeber von moneyland.ch geht auf die wichtigsten Fragen zum Thema ein.

Was ist ein Home Bias?

Der Begriff Home Bias, auf Deutsch auch «Heimatneigung» oder «Heimatmarktneigung» genannt, bezeichnet die Tendenz von Investorinnen und Investoren, den eigenen Heimmarkt bei der Geldanlage überzugewichten oder sich gar ganz auf den Kauf einheimischer Aktien beschränken. Im Falle von Anlegern und Anlegerinnen aus der Schweiz bedeutet dies, dass Schweizer Aktien einen grösseren Anteil am Portfolio ausmachen, als ihnen gemäss Marktkapitalisierung zustehen würde.

Welche Gründe gibt es für einen Home Bias?

Für einen Home Bias gibt es natürlich einerseits emotionale Gründe. Schweizer Anlegerinnen und Anleger fühlen sich mit Firmen aus der Schweiz eher verbunden als mit Unternehmen aus dem Ausland. Doch andererseits können auch rationale Motive für einen Home Bias sprechen:

  • Bessere Kenntnisse: Es ist nicht nur die emotionale Verbundenheit – Schweizer Unternehmen, ihre Produkte und ihre Geschäftsmodelle sind Ihnen vermutlich in vielen Fällen deutlich vertrauter als jene aus dem Ausland. Dies spricht eher für eine Investition in Firmen aus der Schweiz. Ganz getreu der Faustregel: Investieren Sie in nichts, was Sie nicht kennen.
  • Geringere Transaktionskosten: Bei Investitionen in Schweizer Aktien fallen bei vielen Brokern geringere Transaktionsgebühren an als bei ausländischen Aktien (siehe Tabelle 1). Handelskosten können sich erheblich auf Ihre Rendite auswirken. Tipp: Sie können die Gebühren der verschiedenen Broker bei moneyland.ch interaktiv vergleichen.
  • Steuervorteile: Wenn Sie Ihr Geld in Schweizer Aktien investieren, bekommen Sie die bei Dividendenzahlungen anfallende Verrechnungssteuer vollumfänglich zurück. Bei ausländischen Aktien ist die Rückerstattung abgeführter Quellensteuern oft nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Ein weiterer Steuervorteil liegt in der Stempelsteuer: Diese fällt bei Aktien aus der Schweiz geringer aus als bei ausländischen Titeln.
  • Stimmrecht: Bei Schweizer Aktien ist es oft einfacher als bei ausländischen Titel, sich als Aktionär oder Aktionärin eintragen zu lassen – und mithin das Stimmrecht wahrzunehmen. 
  • Keine Wechselkurskosten: Wer in Aktien anlegt, die in Schweizer Franken notieren, erspart sich Wechselkurskosten.
  • Geringere politische Risiken: Investitionen in ausländische Aktien können, je nach Land, mit politischen Risiken einhergehen. Auch die Rechtssicherheit kann geringer sein.

Was sind die Nachteile?

Der zentrale Nachteil ist die vernachlässigte Diversifikation. Wer Schweizer Aktien stark überbewertet oder gar fast ausschliesslich in Titel aus der Schweiz investiert, setzt sich einem erheblichen Klumpenrisiko aus. Bedenken Sie stets: Sie können die Rendite Ihrer Aktien niemals im Voraus wissen – dabei ist es ganz egal, ob Sie das Unternehmen gut kennen oder nicht. 

Die Zusammensetzung der bekanntesten Schweizer Aktienindizes unterstreicht dieses Klumpenrisiko beispielhaft. Im Swiss Market Index (SMI) kommen die drei Firmen Nestlé, Novartis und Roche auf einen Anteil von fast 50 Prozent (Stand: November 2024). Auch im numerisch breiter diversifizierten Swiss Performance Index (SPI) liegt der kumulierte Anteil der drei Firmen bei knapp 40 Prozent. 

Wenn Ihr Portfolio zu einem grossen Teil aus Exchange Traded Funds (ETF) auf den SMI oder den SPI besteht, ist sehr viel Geld in nur drei Firmen angelegt. Andererseits ist anzumerken, dass zahlreiche Schweizer Unternehmen global agieren und in internationale Wertschöpfungsketten eingebunden sind.

Wie fatal ein zu einseitiges Portfolio sein kann, zeigt das Beispiel Japan eindrücklich: Der Leitindex Nikkei 225 notiert in Punkten etwa auf dem gleichen Stand wie Ende 1989. Zu Beginn der 1990er-Jahre stürzte der Index regelrecht ab – und hat sich erst jetzt, über 30 Jahre später, vom Schock erholt. Dieser Fall illustriert, wie wichtig es ist, nicht alles auf eine Karte – also ein Land – zu setzen.

Wie hoch sollte der Schweiz-Anteil sein?

Um die Frage nach dem optimalen Schweiz-Anteil in Ihrem Portfolio zu beantworten, können Sie bekannte Welt-Indizes als gute Orientierungshilfe beiziehen. Diese Indizes stellen in ihrer Zusammensetzung ein global diversifiziertes Portfolio nach, das entweder ausschliesslich aus Aktien aus Industrieländern (FTSE Developed, MSCI World) oder neben Industrieländer- auch Emerging-Markets-Aktien (FTSE All-World, MSCI ACWI) umfasst. Zentrales Gewichtungskriterium ist einzig die Marktkapitalisierung.

In all den erwähnten Indizes machen Schweizer Werte zwischen 2 und 3 Prozent aus (Stand: November 2024). In vielen privaten und auch institutionellen Anlageportfolios geht der Anteil Schweizer Aktien freilich weit über diesen Richtwert hinaus.

Tabelle 1: Anteil von Schweizer Aktien an bekannten Welt-Indizes

Index Anteil
Schweiz
MSCI World 2.75% 1
MSCI ACWI 2.49% 2
FTSE Developed 2.37%
FTSE All-World 2.14%

1 gemäss UBS ETF (IE) MSCI World UCITS ETF (USD) A-dis
2 gemäss SPDR MSCI ACWI UCITS ETF
Daten gemäss Anbietern. Stand: 26.11.2024.

Es kann aufgrund der oben erwähnten Vorteile sinnvoll sein, Schweizer Aktien etwas höher zu gewichten. Dies hängt aber auch von Ihren persönlichen Präferenzen und Ihrem Anlageprofil ab.

Sie können einen erhöhten Schweiz-Anteil auch in Ihre Anlagestrategie einbetten. Ein Beispiel ist die Core-Satellite-Strategie: Dabei können Sie den weltweit diversifizierten Kern durch einen auf Schweizer Titel fokussierten Satelliten ergänzen. Der Anteil des Satelliten ist variabel, kann aber beispielsweise 20 Prozent betragen – also weit mehr als die oben erwähnten 2 bis 3 Prozent.

Wie gut performen Schweizer Aktien?

Ein allzu ausgeprägter Home Bias wäre Ihnen in den vergangenen Jahren teuer zu stehen gekommen, wie der nachfolgende Renditevergleich darlegt. Schweizer SMI-Aktien haben sowohl über fünf als auch über zehn Jahre eine im Vergleich zum Welt-Index MSCI World deutlich unterdurchschnittliche Rendite erzielt (siehe Tabelle 2). Vor allem US-amerikanische Aktien haben die Performance von Schweizer Titeln klar übertroffen.

Tabelle 2: ETF auf verschiedene Aktienindizes im Vergleich (Performance in Schweizer Franken)

ETF Index Land/Gebiet 5-Jahres-
Performance
(2019-2024)
10-Jahres-
Performance
(2014-2024)
SPDR S&P 500 UCITS ETF (Dist) S&P 500 USA 81.29% 207.72%
UBS ETF (IE) MSCI World UCITS ETF (USD) A-dis MSCI World Welt
(Industrieländer)
58.42% 135.87%
UBS ETF (CH) SMI (CHF) A-dis SMI Schweiz 27.73% 71.93%
HSBC EURO STOXX 50 UCITS ETF EUR Euro Stoxx 50 Europa
(Eurozone)
26.58% 55.54%
Xtrackers Nikkei 225 UCITS ETF 1D Nikkei 225 Japan 13.50% 83.64%

Daten gemäss justetf.com. Kumulierte Performance in CHF und inklusive Dividenden, aber ohne Berücksichtung von Depot- und Transaktionsgebühren. Stichtage für die Ermittlung der Performance: 25.11.2014, 25.11.2019 und 25.11.2024. Die Sortierung der Daten erfolgte nach der 5-Jahres-Performance.

Wichtig: Sie sollten die Aussagekraft der Daten nicht überinterpretieren. Die vergangene Rendite stellt keinen Indikator für die künftige Wertentwicklung dar. Um Risiken zu streuen, empfiehlt es sich, in viele verschiedene Länder und Branchen zu investieren.

Hinweis: Der Artikel ist keine Anlageberatung und dient lediglich der Information. Angaben ohne Gewähr.

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Redaktor Dan Urner
Dan Urner ist Redaktor bei moneyland.ch.
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