Man kann in der heutigen Zeit alle möglichen Szenarien versichern lassen – sogar Hole-in-One-Treffer beim Golfen. Längst nicht alle Versicherungen sind nötig, manche sogar überflüssig.
Doch auch bei den sinnvollen Versicherungen gibt es häufig Optimierungspotenzial.
Erstens gibt es grosse Kostenunterschiede zwischen den Anbietern – diese lassen sich verhältnismässig einfach mit unabhängigen Versicherungsvergleichen eliminieren. Schweizerinnen und Schweizer zahlen jedes Jahr zu viel Prämien, weil sie bei teuren Anbietern versichert sind.
Zweitens versuchen Agenten und Makler häufig, mehrjährige Versicherungsverträge zu verkaufen, da sie so höhere Provisionen erhalten. Beharren Sie aber auf einjährigen Versicherungsverträgen. Diese lassen sich falls nötig flexibler kündigen. Vielleicht brauchen Sie die Versicherung nächstes Jahr nicht mehr?
Drittens sind viele Schweizerinnen und Schweizer oft über- und mehrfachversichert. Von einer Überversicherung spricht man üblicherweise bei zu hohen Versicherungssummen. Manchmal wird der Begriff der Überversicherung aber auch allgemeiner angewendet, um auf überflüssige Versicherungsdeckungen oder Mehrfachversicherungen aufmerksam zu machen.
Überversichert ist man in diesem Sinn auch, wenn man Versicherungen abgeschlossen hat, die man für seine persönlichen Bedürfnisse gar nicht unbedingt bräuchte.
Beispiel: Wer von der Qualität der Schweizer Spitalärzte überzeugt ist und es sich gut vorstellen kann, im Spital in einem Mehrbettzimmer zu nächtigen, benötigt keine teure Halbprivat- oder Privatversicherung.
Im Folgenden sind einige der häufigsten Über-, Doppel- und Mehrfachversicherungen aufgeführt sowie Tipps, wie Sie diese Kostenfallen vermeiden können.
Tipp 1: Überversicherung: zu hohe Versicherungssumme
Von Überversicherung spricht man traditionellerweise, wenn die Versicherungssumme zu hoch angesetzt wird und die Prämien entsprechend zu teuer sind. Prominentestes Beispiel sind Hausratversicherungen. Hier ist es wichtig, dass Sie oder die Versicherung den Wert Ihres Hausrats möglichst realistisch einschätzen; denn auch von einer Unterversicherung ist dringend abzuraten.
Tipp 2: Prämien sparen ohne Krankenkasse-Unfallschutz
Viele Versicherte haben einen kostenpflichtigen Unfallschutz bei ihrer Krankenkassen-Grundversicherung (KVG), obwohl sie bereits über ihren Arbeitgeber (via UVG) unfallversichert sind. Wichtig zu wissen: Sobald Sie mehr als 8 Stunden bei einem Arbeitgeber arbeiten, müssen Sie bereits eine Unfallversicherung haben. Der UVG-Schutz ist sogar vorteilhafter, weil Sie gegenüber der Krankenkassen-Versicherung keine Franchise und keinen Selbstbehalt bezahlen müssen.
Tipp 3: Mehrfache Pannenversicherungen sind überflüssig
Viele Schweizer Automobilisten haben mehr als eine Pannenhilfe-Versicherung. Diese kann durch die Kasko-Autoversicherung abgedeckt sein. Aber auch Auto- und Verkehrs-Clubs wie ACS oder TCS bieten solche Leistungen an. Nicht zuletzt kann man solche Deckungen auch über die Reiseversicherung (häufig separat) abschliessen. Einmal versichern genügt allerdings.
Tipp 4: Auto-Insassen nicht doppelt versichern
Die Insassenversicherung im Rahmen der Autoversicherung deckt die körperlichen Schäden von Fahrer und Mitfahrer. Versichert sind Tod, Invalidität, Krankentaggeld und Pflegekosten aller Fahrzeug-Insassen. Beachten Sie aber: In der Schweiz wohnhafte Personen sind bereits gegen Unfall über die Krankenkasse oder den Arbeitgeber versichert. Keine Doppeldeckung besteht unter Umständen dann, wenn Sie Personen mitfahren lassen, die im Ausland wohnen – diese sind zumindest in der Schweiz nicht versichert.
Tipp 5: Teilkasko vs. Vollkasko: weniger ist manchmal mehr
Eine Kollisionskasko-Deckung (in der Umgangssprache Vollkasko) lohnt sich vor allem für neue Fahrzeuge. Die Faustregel: Eine Vollkasko-Versicherung lohnt sich für Autos, die maximal fünf Jahre alt sind. Grund: Bei einem Totalschaden verringert sich die ausbezahlte Summe jedes Jahr markant, die teuren Vollkasko-Prämien allerdings nicht.
Tipp 6: Reiseversicherungen: nicht «doppelt moppeln»
Bei Reiseversicherungen gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, sich mehrfach zu versichern.
So vergessen einige Reisende beim Kauf eines Flugzeugtickets oder Reise-Arrangements, dass sie bereits eine Jahresreiseversicherung besitzen und kaufen zusätzlich noch eine kurzfristige Reiseversicherung. Was natürlich nicht nötig wäre, wenn man bereits die richtige Jahresreiseversicherung gewählt hat.
Je nach Reiseversicherung sind Rechtsschutz-Versicherungen im Paket enthalten oder zusätzlich versicherbar. Eine Zusatzdeckung ist in der Regel nicht nötig, wenn man bereits eine Rechtsschutz-Versicherung hat. Praktisch alle Rechtsschutz-Versicherungen verfügen über eine europaweite, viele sogar über eine weltweite Deckung.
Arzt- und Spitalkosten sind bei manchen Reiseversicherungen enthalten oder gegen einen Aufpreis zusätzlich versichbar. Dieser Heilungskostenzusatz ist nicht nötig, wenn man bereits über eine entsprechende ambulante Zusatzversicherung verfügt.
Tipp 7: Kreditkarten-Versicherungen unter der Lupe
Viele Kreditkarten-Besitzer wissen nicht, dass viele Kreditkarten Versicherungsleistungen anbieten. Hier kann es Überschneidungen mit Reise-, Kranken-, Hausrat- und Rechtsschutzversicherungen geben.
Bedingung für die Beanspruchung der Versicherungsleistung ist aber, dass man den entsprechenden Betrag ganz oder zumindest teilweise mit der Kreditkarte bezahlt. Im Allgemeinen ist es auch so, dass die Deckungen der Kreditkartenversicherungen weniger umfangreich als im Fall der spezialisierten Einzelversicherungen sind.
So beinhalten viele Kreditkarten Unfallversicherungen für Tod und Invalidität sowie für Bergungen und Rückführungen. Versicherungsleistungen für Bergungen und Rückführungen sind allerdings im Rahmen von Kreditkarten in der Regel auf 60'000 Franken beschränkt. Das ist zwar mehr als bei vielen Reiseversicherungen, kann aber im teuren Ausnahmefall zu wenig sein. Gute ambulante Zusatzversicherungen sind hier die bessere Wahl.
Manche Kreditkarten umfassen Annullierungs- und Assistance-Versicherungen. Prüfen Sie hier die Deckungshöhe, die von mickrigen 500 Franken bis zu grosszügigen 40'000 Franken reichen kann. Bei genügender Deckung können Sie durchaus auf eine zusätzliche Reiseversicherung verzichten.
Tipp 8: Gepäck nicht mehrfach versichern
Gepäck lässt sich verschieden versichern: zum Beispiel über die Hausratversicherung oder die Reiseversicherung. Was viele nicht wissen: sogar bei einigen Kreditkarten (vor allem bei Gold- und Platin-Kreditkarten) ist eine Gepäckversicherung dabei.
Auch hier gilt: Eine Mehrfachversicherung lohnt sich oft nicht. Eine zusätzliche Gepäckversicherung im Rahmen der Reiseversicherung ist nicht unbedingt nötig, wenn Ihr Hab und Gut auf Reisen bereits per Kreditkarte oder Hausratversicherung gegen Diebstahl versichert ist. Wenn Sie Ihr Gepäck hingegen auch gegen Verlust und Beschädigung versichern möchten, kann sich eine spezialisierte Reisegepäckversicherung lohnen.
Weiterführende Informationen:
Schweizer Versicherungen: welche sind nötig, welche überflüssig?
Krankenkasse: wie Prämien sparen?
Kreditkarten-Versicherungen
Reiseversicherungen
Rechtsschutzversicherungen
Zusatzversicherungen
Krankenkassen