Hier erklärt moneyland.ch die wichtigsten Dinge, die Sie vor dem Pferdekauf in der Schweiz beachten sollten.
1. Alternativen zu einem Pferdekauf erwägen
Die Pferdehaltung in der Schweiz ist teuer. Bei einem knappen Budget können die hohen Kosten schnell die Freude am eigenen Pferd verderben. Bevor Sie ein eigenes Pferd kaufen, ziehen Sie am besten folgende Alternativen in Erwägung:
- Reitbeteiligung: Bei einer Reitbeteiligung helfen Sie einem Pferdehalter oder Stall bei der Pflege eines Pferdes. Sie verpflichten sich, das Pferd an bestimmten Tagen der Woche oder des Monats zu reiten, und möglicherweise ist es auch teils Ihre Aufgabe, das Pferd zu pflegen und den Stall zu reinigen. Für eine Reitbeteiligung zahlen Sie dem Halter eine relativ geringe Gebühr – in der Regel 100 bis 300 Franken pro Monat. Dieses System ist sehr ähnlich, wie wenn Sie ein eigenes Pferd besässen, nur haben Sie viel tiefere Kosten und weniger Verpflichtungen. Solche Angebote finden Sie auf Kleinanzeigen-Plattformen wie Anibis, E-Horses, Reitbeteiligung.ch, Tier-Inserate und Tutti.
- Freiwilligenarbeit: Tierheime für Pferde gibt es in der ganzen Schweiz. Viele von ihnen nehmen gerne Freiwillige an, die bereit sind, bei der Pflege ihrer Pferde zu helfen. Das Reiten steht in diesem Fall nicht im Vordergrund – aber wenn Sie einfach Freude am Umgang mit Pferden haben und dazu beitragen wollen, den Tieren ein angenehmes Leben zu ermöglichen, dann ist diese Option eine Überlegung wert. Auch einige kommerzielle Pferdehalter akzeptieren Freiwillige.
- Praktika: Wenn Sie Zeit dafür haben (zum Beispiel zwischen Jobs oder während Studienpausen), ist ein Praktikum in einem Schweizer Stall eine Möglichkeit, den Umgang mit Pferden zu geniessen und gleichzeitig mehr über Pferde zu lernen. Sie verdienen dann womöglich sogar ein kleines Gehalt, statt für den Kauf und die Pflege Ihres eigenen Pferdes zahlen zu müssen.
- Nebenjobs: Wenn Sie Erfahrung mit Pferden haben, ist eine Nebentätigkeit im Stall (zum Beispiel ein Tag pro Woche) eine ideale Möglichkeit, Zeit mit Pferden zu verbringen, ohne dass Sie die mit Pferdebesitz verbundenen Kosten tragen müssen.
2. Budget erstellen
Da viele Pferdehalterinnen und -halter eine starke emotionale Beziehung mit ihren Tieren haben, ist eine sorgfältige Budgetierung besonders wichtig. Wenn Sie über die Anschaffung eines Pferdes nachdenken, ist es ein guter erster Schritt, zu berechnen, wie viel Geld Sie problemlos dafür aufwenden können. Erst wenn Sie genau wissen, wie gross Ihr Budget ist, sollten Sie sich Preise ansehen und Angebote einholen.
Ihr Budget sollte sowohl einmalige Kosten, wie den Kauf und Transport eines Pferdes sowie die Beschaffung der notwendigen Ausrüstung, als auch laufende Kosten wie Stallmiete, Futter, Versicherung, Pflege, Beschlag und unerwartete Ausgaben berücksichtigen. Wenn Ihr Budget nicht ohne Weiteres für alle möglichen Ausgaben reicht, dann sollten Sie die oben genannten Alternativen zu einem eigenen Pferd in Betracht ziehen.
3. Kosten von Ställen vergleichen
Wenn Sie keinen eigenen Stall haben, müssen Sie einen mieten. Die angebotenen Dienstleistungen und Unterbringungskosten variieren von Stall zu Stall. Auf Websites wie Pferde-Boxen.ch können Sie Angebote finden und vergleichen. Viele Ställe und Bauernhöfe inserieren auch auf den weiter oben genannten Websites für Kleinanzeigen.
Die Gebühren für die monatliche Unterbringung mit allen Grundleistungen bewegen sich je nach Standort und Angebot zwischen rund 500 und weit über 1400 Franken. Wenn Sie die Preise verschiedener Ställe in Ihrer Nähe vergleichen und eine günstigere Option wählen, können Sie Tausende von Franken pro Jahr sparen.
4. Dienstleistungen bewusst wählen
Je mehr Dienstleistungen und Einrichtungen ein Stall bietet, desto höher ist in der Regel die Miete. Der Zugang zu einer Reithalle, Laufbändern und anderen Einrichtungen beispielsweise bringt Ihnen wenig, wenn Sie sowieso nur auf Reitwegen unterwegs sind. Wenn Sie hingegen spezielle Einrichtungen benötigen und diese sonst separat mieten müssten, kann es günstiger sein, mehr für einen Stall zu zahlen, dessen monatliche Gebühr die Nutzung dieser Einrichtungen einschliesst.
Viele Ställe erheben zusätzliche monatliche Gebühren für Extras wie bequemere Einstreu, Nahrungsergänzungsmittel und spezielle Pflege. Auch hier sollten Sie sich überlegen, welche Leistungen Ihr Pferd wirklich benötigt. Vergessen Sie zudem nicht, diese Kosten beim Budget zu berücksichtigen, und prüfen Sie, ob das Geld überhaupt für Extras reicht.
5. Pferdeversicherungen vergleichen
Pferde sind anfällig für Krankheiten und Unfälle, daher kann der Abschluss einer Tierversicherung in vielen Fällen von Vorteil sein. Neben den landesweit erhältlichen Tierversicherungsangeboten im Tierversicherungsvergleich auf moneyland.ch gibt es auch zahlreiche kantonale Pferdeversicherungen. Wenn Sie sich für ein Pferd entschieden haben, fordern Sie am besten von möglichst vielen Versicherungen Angebote an und vergleichen Sie die Angebote, um die günstigste Versicherung zu finden.
Neben dem Preis lohnt es sich auch zu überlegen, welche Deckung Sie benötigen. Einige Angebote beinhalten eine Lebensversicherung oder eine Invalidenversicherung, die Sie beanspruchen können, wenn Ihr Pferd umkommt oder invalid wird. Lesen Sie dazu den Ratgeber-Artikel zu Pferdeversicherungen.
6. Die richtige Haftpflichtversicherung abschliessen
Die grosse Mehrheit der Schweizer Privathaftpflichtversicherungen bietet einen Schutz für Verletzungen und Schäden an Dritten, die durch Ihr Pferd (nur Privatbesitz, nicht gewerblich) verursacht werden. Es gibt aber Angebote, die diese Deckung nicht beinhalten (zum Beispiel die Haftpflichtversicherung von Ikea). Stellen Sie sicher, dass Ihre Versicherung die Haftpflicht für Pferdehalter abdeckt. Turniere sind generell von der Grunddeckung ausgenommen.
Viele Versicherer decken Schäden, die Ihr Pferd nicht-gewerblichen Betreuern verursacht, in der Basis-Haftpflichtversicherung ab. Diese Versicherung ist sehr wichtig, wenn Sie Ihr Pferd mit anderen teilen oder wenn Bekannte bei der Betreuung helfen. Einige Angebote, wie die von CSS und Groupe Mutuel, versichern Verletzungen freiwilliger Betreuer durch Ihr Pferd nicht. Zudem kann es sinnvoll sein zu prüfen, ob auch Verletzungen an freiwilligen Betreuern versichert sind, denen Sie Ihr Pferd anvertrauen (zum Beispiel während Sie in den Ferien sind). Viele Versicherer übernehmen in dieser Situation keine Kosten.
Wenn Sie vorhaben, ein Pferd zu leihen beziehungsweise zu mieten oder sich um das Pferd einer anderen Person zu kümmern, stellen Sie sicher, dass Ihre Haftpflichtversicherung Verletzungen an fremden Pferden und Schäden an geliehener Ausrüstung abdeckt. Diese Deckung wird normalerweise als optionale Zusatzklausel angeboten, die Sie zu Ihrer Grundversicherung hinzufügen können. Die meisten Versicherungsangebote bieten Ihnen diese Option, manche jedoch nicht. Einige Versicherer – namentlich die Mobiliar, Vaudoise, Visana und Zürich – bieten Ihnen die Möglichkeit, eine Versicherungsdeckung für pferdesportliche Veranstaltungen hinzuzufügen.
Wichtig: Die Haftpflichtversicherung deckt Ihre gesetzliche Haftpflicht für Schäden oder Verletzungen Dritter durch Ihr Pferd oder für Verletzungen an Leihpferden. Wenn sich herausstellt, dass Sie an einem Vorfall keine Schuld tragen, sind Sie gesetzlich nicht schadensersatzpflichtig und erhalten auch keine Leistungen Ihrer Haftpflichtversicherung.
Aufgrund der etwas unberechenbaren Natur von Pferden ist es durchaus möglich, dass sich ein geliehenes oder gemietetes Pferd ohne Ihr Verschulden verletzt. In diesem Fall muss der Besitzer des verletzten Pferdes Leistungen seiner eigenen Pferdeversicherung in Anspruch nehmen, sofern eine solche vorhanden ist.
7. Hausratversicherung optimieren
Wenn Sie wertvolle Reitausrüstung besitzen, ist es von Vorteil, eine Hausratversicherung zu haben. Sie versichert das Ihnen gehörende Reitgeschirr gegen Einbruch, Feuer und einige andere Gefahren. Einfacher Diebstahl – Diebstahl ohne Einbruch – ist versichert, wenn die Ausrüstung zu Hause aufbewahrt wird. Wenn Sie es anderswo aufbewahren, kann es sich lohnen, eine Deckung für einfachen Diebstahl auswärts zur Versicherung hinzuzufügen. Diese wird in der Regel als optionale Ergänzung zu Ihrer Hausratversicherung angeboten.
Wichtig: Haustiere wie Hunde und Katzen sind zusammen mit Ihrem persönlichen Eigentum über Ihre Hausratversicherung versichert. Bei Pferden ist das in der Regel nicht der Fall. Wenn Ihr Pferd bei einem Feuer oder einer anderen von Ihrer Hausratversicherung gedeckten Gefahr ums Leben kommt, können Sie bei der Hausratversicherung keine Ansprüche für den Verlust des Pferdes geltend machen. Es gibt jedoch eine separate Pferdeversicherung für solche Fälle.
8. Gesetze verstehen
In der Schweiz müssen sich alle Pferdehalter an die Bundesgesetze über den artgerechten Umgang mit Pferden halten. Neben den Bundesgesetzen gelten aber womöglich in Kantonen, Bezirken und Gemeinden Sonderregelungen. Beispielsweise gibt es Gemeinden, in denen Reiter verpflichtet sind, den Kot ihrer Pferde zu beseitigen – bei Nichtbeachtung droht eine Geldstrafe. Wenn Sie sich über die Regeln an allen Orten informieren, an denen Sie voraussichtlich reiten werden, können Sie Bussen und andere Komplikationen vermeiden.
9. Bei Zaumzeug und Zubehör sparen
Wenn Sie ein Pferd kaufen, neigen Sie womöglich dazu, keine Kosten für die eigene Ausstattung und die des Pferdes zu scheuen. Aber wenn Sie sich die Zeit nehmen, nach Sonderangeboten zu suchen und die Preise in verschiedenen Geschäften zu vergleichen, können Sie oft die gleichen Artikel zu einem viel geringeren Preis bekommen.
Dinge wie Reithelme und Zaumzeug, deren Wiederverwendung gefährlich oder unhygienisch sein kann, sollten Sie neu kaufen. Aber andere Artikel – wie Pferdedecken und Stallwerkzeuge – sind gebraucht zu einem Bruchteil des Neupreises erhältlich. Sogar Sättel und andere wichtige Ausrüstungsgegenstände können Sie gebraucht bei Zaumzeughändlern kaufen, die ihre Qualität garantieren und Sie bei der Suche nach der richtigen Passform beraten können. Sie können zudem einen Teil Ihrer Kosten wieder zurückgewinnen, indem Sie Ausrüstung, die Sie selbst nicht mehr benötigen, verkaufen.
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