Wenn die Konjunktur eines Landes zwei Quartale hintereinander negativ ist, spricht man von einer Rezession. Das ist schlecht für die Wirtschaft – aber wie spüren Schweizerinnen und Schweizer eine Rezession wirklich? moneyland.ch gibt einen Überblick und Tipps, wie Sie solche Phasen meistern können.
Rezession als Teufelskreis
Eine Rezession ist oft ein Teufelskreis: Wenn in einem Wirtschaftsraum die Nachfrage sinkt, kann das dazu führen, dass auch die Produktion gedrosselt wird. Wenn Unternehmen weniger produzieren können, zahlen sie weniger Lohn oder entlassen Angestellte. Die (ehemaligen) Angestellten, die auch Konsumenten im gleichen Wirtschaftsraum sind, haben nun weniger Geld. Entsprechend sinkt die Nachfrage weiter, da sich Konsumentinnen und Konsumenten immer weniger leisten können.
Welche Auswirkungen hat eine Rezession?
Ein konjunktureller Abschwung wirkt sich auf viele Bereiche des täglichen Lebens aus. Das sind einige der typischen Auswirkungen, die sich während einer Rezession bemerkbar machen:
Vor einer Rezession steigen oft die Preise. Die Notenbanken bekämpfen die Inflation dann mit Leitzinserhöhungen – und das kann den Beginn einer Rezession einläuten. Ob die Konsumentenpreise im konjunkturellen Abschwung sinken, steigen oder stagnieren, ist schwierig vorauszusagen. Die Notenbanken versuchen, die Inflation einzudämmen – ohne dabei eine deflationäre Entwicklung zu verursachen.
Eine Rezession hat meistens zur Folge, dass die Arbeitslosigkeit steigt. Während eines Konjunkturabschwungs haben viele Unternehmen weniger Arbeit zu vergeben. Entsprechend sinkt die Anzahl verfügbarer Arbeitsplätze. In vielen Fällen kommt es zu Entlassungen – und wer auf Jobsuche ist, hat es merklich schwieriger als während eines Booms.
Die steigende Arbeitslosigkeit führt dazu, dass viele Haushalte weniger Geld zur Verfügung haben. Eine weitere Möglichkeit, wie Unternehmen mit der verminderten Auftragslage umgehen können: Sie reduzieren die Arbeitspensen, zahlen ihren Angestellten weniger Lohn oder führen Kurzarbeit ein. Betroffene Personen verlieren dadurch zwar nicht den Job, müssen aber mit tieferen Einkommen rechnen.
Falls Sie Aktien besitzen, müssen Sie mit einer Durststrecke rechnen. Bereits vor der Rezession kann die Börse in einen Bärenmarkt verfallen. Die Kurse brechen zwar meist schon vor der Rezession zusammen, beginnen aber auch früher mit der Erholung. Steigende Aktienkurse können darum ein Hinweis sein, dass die Rezession bald vorbei sein wird.
Hohe Zinsen können zwar ein Auslöser für eine Rezession sein, aber das bedeutet nicht, dass Sie während des konjunkturellen Abschwungs mit Zinsen auf Spar- oder Privatkonten reich werden. Die Zentralbanken werden versuchen, die Wirtschaft aus der Krise zu holen. Eine Taktik ist dabei die Senkung der Leitzinsen – niedrige Zinsen können dazu beitragen, die Investitionstätigkeit von Unternehmen und damit das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln. Sie müssen damit rechnen, dass Sie entweder kaum Zins erhalten oder dass der Zins zu niedrig ist, um die Teuerung wettzumachen.
Eine Rezession dämpft die Nachfrage – in der Regel auch bei den Immobilien. Das kann dazu führen, dass Immobilienpreise stark zu sinken beginnen. Wenn Sie in einer Rezession versuchen, Ihre Immobilie zu verkaufen, kann das schwierig werden. Womöglich müssen Sie sich mit einem niedrigeren Verkaufspreis zufriedengeben oder Sie finden gar keinen Käufer.
Langfristig kann eine Rezession dazu führen, dass weniger Personen eine höhere Ausbildung anstreben. Der Grund: Manche Haushalte können sich kein jahrelanges Studium für ihre Kinder leisten, wenn sich die finanziellen Verhältnisse verschlechtern. Das ist insbesondere in Ländern der Fall, wo höhere Ausbildung mit hohen, direkten Kosten für die Auszubildenden verbunden ist. In der Schweiz dürften solche Effekte weniger extrem sein, weil immerhin die Studiengebühren nicht so hoch sind wie in vielen anderen Ländern.
Wie stehe ich eine Rezession am besten durch?
Eine Rezession ist für viele Menschen eine schwerwiegende Belastung ihrer Finanzen. Es gibt aber einige Dinge, die Sie tun können, um mit der schwierigen Situation umzugehen. Grundsätzlich gilt: Je besser Sie sich auf eine Rezession vorbereitet haben, umso einfacher dürfte es werden, sie zu überstehen. Das bedeutet in erster Linie, dass Sie in guten Zeiten vorsorgen sollten, damit Sie während der Rezession ein Geldpolster haben.
Wenn weniger Geld da ist, lohnt sich das Sparen umso mehr. Am einfachsten ist es natürlich, wenn Sie vor allem auf grössere Anschaffungen möglichst verzichten. Aber auch bei notwendigen Auslagen des Alltags haben Sie zahlreiche Sparmöglichkeiten. Berücksichtigen Sie zudem diese Tipps zur Budget-Planung.
Es ist grundsätzlich sinnvoll, Reserven für unerwartete Kosten zu halten. Das Wichtigste dabei: Reserven bringen Ihnen womöglich nichts, wenn Sie sie nicht schnell oder ohne grosse Verluste in liquide Mittel verwandeln können. Es kann sinnvoll sein, so viel Geld, wie Sie normalerweise für mehrere Monate benötigen, als Reserve auf einem Sparkonto zu parkieren. Dort wirft es zwar kaum Rendite ab, aber dafür können Sie relativ unkompliziert darauf zugreifen und das Verlustrisiko ist sehr klein. Diese Regel sollten Sie nicht vernachlässigen, wenn das Geld knapp wird. Je nach Situation sollten Sie sogar mehr liquide Reserven haben als sonst.
Während einer Rezession ist es besonders schwierig, einen neuen Job zu finden. Darum kann es sich lohnen, mit einem Stellenwechsel zu warten, bis die Wirtschaft wieder floriert. Wenn Ihnen der aktuelle Job wirklich nicht mehr gefällt, ist es vielleicht sinnvoll, erst zu kündigen, wenn Sie bereits woanders eine Zusage erhalten haben. Fangen Sie also früh mit der Suche an.
- Sozialleistungen beanspruchen
In der Schweiz erhalten Sie in vielen Fällen Unterstützung, falls das Geld knapp wird. Wenn Sie Ihren Job verlieren oder Ihr Pensum reduzieren müssen, haben Sie Anspruch auf Arbeitslosengeld. Wie viel Geld Ihnen zusteht und weitere Details erfahren Sie im Ratgeber-Artikel zur Arbeitslosenversicherung. Sollten Sie kein oder nur sehr wenig Einkommen haben, können Sie zudem eine Prämienverbilligung bei der obligatorischen Krankenkassen-Grundversicherung beantragen. Das letzte Auffangnetz, um Armut zu verhindern, ist die Schweizer Sozialhilfe. Und falls Sie Schwierigkeiten haben, Ihre Ausbildung zu finanzieren, können Sie vielleicht ein Stipendium erhalten.
Sogenannte defensive oder antizyklische Titel gelten als konjunkturunabhängig. Zum Beispiel: Ein Lebensmittelkonzern dürfte auch in Krisenzeiten eine relativ stabile Nachfrage geniessen. Im Gegensatz dazu wird es einem Hersteller von Luxusgütern in einer Rezession wesentlich schlechter gehen, weil weniger Leute den Kauf solcher Güter in Betracht ziehen. Idealerweise haben Sie Ihr Vermögen bereits vor dem Beginn der Rezession defensiv angelegt, denn die Abwärtsbewegung beginnt oft schon früher.
- Immobilien rechtzeitig verkaufen
Wenn Sie sowieso vorhaben, Ihre Immobilie in den kommenden Jahren zu verkaufen, ist das Timing besonders wichtig. Falls eine Rezession droht, kann es sinnvoll sein, das Objekt lieber früh als spät zu veräussern. Denn wenn die Preise zu fallen beginnen, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als auf bessere Zeiten zu warten oder einen Verlust zu schlucken.
Falls der Würgegriff der Rezession Ihnen finanziell die Luft abklemmt, holen Sie sich besser Hilfe, bevor es zu spät ist. Schweizer Schuldenberatungsstellen helfen Ihnen, wenn Sie Schwierigkeiten mit Geld haben – Sie erhalten übrigens auch Hilfe, wenn Sie noch gar nicht verschuldet sind. Auch auf moneyland.ch finden Sie Tipps, um aus der Schuldenfalle herauszukommen. Sofern die Rezession zu einer Aufwertung des Gelds führt, ist das sogar der ideale Zeitpunkt, um Schulden abzubauen.
Eine Rezession dauert im Schnitt ungefähr ein Jahr. Wenn Sie Reserven haben und die anderen Tipps von moneyland.ch berücksichtigen, kommen Sie wahrscheinlich einigermassen gut durch die Rezession – selbst wenn Sie den finanziellen Druck zu spüren bekommen. Und hoffentlich kommt danach wieder eine längere Phase des Wachstums, in der Sie die verbrauchten Ressourcen erneut aufbauen können. Auch Ihre langfristige Anlagestrategie müssen Sie wegen einer Rezession nicht über den Haufen werfen: Schwächephasen gehören zu jeder langfristigen Anlage. Wie sich die Rezession auf Renditen auswirkt – und wie schnell sich Schweizer Aktien erholen können – sehen Sie im historischen Rendite-Rechner von moneyland.ch.
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