Wer einen Blick auf das Basisinformationsblatt (BIB) eines Fonds oder eines anderen Anlageprodukts wirft, stösst in der Regel auf ein Risiko-Barometer mit sieben Stufen. Dieser Ratgeber von moneyland.ch sagt Ihnen, wie die verschiedenen Risikoklassen zu interpretieren sind und für wen sich Produkte verschiedener Risikoklassen eignen.
Was sind Risikoklassen?
Risikoklassen geben Anlegerinnen und Anlegern darüber Auskunft, welche Verlustrisiken sie mit Anlageprodukten eingehen. Es wird eine siebenstufige Skala verwendet, welche dem Basisinformationsblatt (BIB) zu entnehmen ist (sofern vorhanden). Risikoklasse 1 steht demnach für das geringste, Risikoklasse 7 für das höchstmögliche Risiko.
Die Risikoklassen richten sich nach dem standardisierten «Summary Risk Indicator» (SRI), auf Deutsch auch als «Gesamtrisikoindikator» bezeichnet. Dieser ist Teil der PRIIPs-Verordnung (Kurzform für: «Packaged Retail Investment and Insurance-based Product») der Europäischen Union. Er findet auch in der Schweiz Anwendung.
Worauf basieren Risikoklassen?
Der SRI basiert auf der Volatilität in den vergangenen zwei bis fünf Jahren (je nach Produkt). Überdies berücksichtigt der SRI auch die Bonität des Emittenten, allerdings nicht bei Investmentfonds – denn diese gelten im Konkursfall des Emittenten als Sondervermögen.
Die Risikoklasse wird stets für eine bestimmte empfohlene Haltedauer berechnet, beispielsweise für fünf Jahre. Beachten Sie, dass sich bei einer abweichenden Haltedauer auch das Risikoniveau ändern kann.
Wichtig: Risiko und Rendite sind miteinander verknüpft. Je höher das Risiko, desto höher sind in der Regel auch die Renditechancen. Wenn Sie einzig auf sehr sichere Anlagen setzen, fällt Ihre Rendite meist auch gering aus.
Was bedeuten die Risikoklassen im Detail?
Wer in Anlageprodukte der Risikoklasse 1 investiert, geht das niedrigstmögliche Risiko ein. Der Wert der Anlage schwankt nicht oder kaum. Gering fällt aber in der Regel auch die Rendite aus.
Produktbeispiele: Zinsprodukte wie Sparkonten und Festgeldkonten (wenn auch ohne Basisinformationsblatt), Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETF.
Geeignet für: Anlegerinnen und Anleger mit sehr geringer Risikobereitschaft oder mit kurzem Anlagehorizont.
Auch Risikoklasse 2 weist ein vergleichsweise geringes Risiko auf. Das Renditepotenzial ist im Vergleich zur ersten Stufe in der Regel leicht erhöht, dies gilt aber auch für das Risiko.
Produktbeispiele: Obligationen mit ausgezeichneter Bonität, defensive Anlagefonds.
Geeignet für: Anlegerinnen und Anleger mit geringer Risikobereitschaft.
Anlagen dieser Klasse bleiben relativ sicherheitsorientiert, streben aber eine im Vergleich zu den ersten beiden Risikoklassen höhere Rendite an. Sie setzen sich deshalb auch etwas grösseren Ausfallrisiken und Schwankungen aus. Sowohl Risiko als auch Ertragschancen sind moderat.
Produktbeispiele: Obligationen mit guter Bonität, Mischfonds aus Aktien und Obligationen.
Geeignet für: Auf Sicherheit bedachte Anlegerinnen und Anleger, die eine Überrendite zu klassischen Zinsprodukten anstreben.
Risikoklasse 4 zeichnet sich durch ein ausgewogenes Chancen-Risiko-Verhältnis aus. Das Vermögen kann kurzfristig erheblich schwanken, wobei langfristig in den meisten Fällen eine hohe Rendite resultiert.
Produktbeispiele: Breit diversifizierte Aktienfonds und Aktien-ETF, beispielsweise auf Welt-Indizes.
Geeignet für: Langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger, die mit Wertschwankungen umzugehen wissen.
Bei Risikoklasse 5 liegt der Fokus auf Rendite. Dies geht mit vergleichsweise hohen Verlustrisiken einher, vor allem kurzfristig. Potenziell sind zu jedem Zeitpunkt hohe Renditen möglich, ebenso aber auch hohe Verluste. Auch ein Totalverlust ist möglich, wenn auch unwahrscheinlich.
Produktbeispiele: Branchen- und Themen-ETF, manche Länder-ETF und einzelne Aktien.
Geeignet für: Erfahrene und risikobereite Anlegerinnen und Anleger, die auch Verluste in Kauf nehmen.
Diese Anlageprodukte sind höchst spekulativ und unterliegen grossen Risiken. Auch ein Totalverlust ist denkbar – ebenso wie beträchtliche Gewinne. Einige der Anlageprodukte der Risikoklasse 6 sind mit einem Hebel ausgestattet. Dies erhöht sowohl die Chancen als auch die Risiken der Produkte und macht sie für Laien weniger einfacher nachvollziehbar.
Produktbeispiele: Kryptowährungen (zum Beispiel Bitcoin oder Ethereum), Optionen.
Geeignet für: Erfahrene und risikobereite Anlegerinnen und Anleger, die auch Totalverluste in Kauf nehmen. Für unerfahrene Anlegerinnen und Anleger sind diese Produkte aufgrund ihrer Komplexität sowie ihrer Verlustgefahren ungeeignet.
Anlageprodukte der Risikoklasse 7 sind höchst spekulativ und richten sich einzig an sachkundige Anleger und Anlegerinnen. Ziel solcher Produkte ist in der Regel eine maximale Rendite, womit jedoch auch sehr hohe Verlustrisiken einhergehen. Produkte mit Hebel sind in Risikoklasse 7 häufig anzutreffen – was sowohl das Renditepotenzial als auch die Verlustrisiken ungemein steigert.
Produktbeispiele: Hedgefonds, Private Equity (zum Beispiel Venture Capital).
Geeignet für: Sehr erfahrene oder professionelle Anlegerinnen und Anleger. Für gewöhnliche Anlegerinnen und Anleger sind diese Produkte aufgrund ihrer Komplexität sowie ihrer Verlustgefahren ungeeignet.
Wie aussagekräftig sind die Risikoklassen?
Die SRI-Risikoklassen können Anlegerinnen und Anlegern als Orientierungshilfe dienen. Sie können helfen, die Risiken und mögliche Rendite eines Anlageprodukts besser einzuschätzen.
Die Risikoklassen kommen gleichwohl nicht ohne Probleme aus, denn sie liefern nur ein sehr eingeschränktes Bild. Das Risiko einer Anlage ist an verschiedene Faktoren geknüpft. Die durch den SRI untersuchte Volatilität ist nur eine davon und genügt kaum, um das Risiko eines Produktes vollumfänglich bewerten zu können.
Wichtig: Das Chancen-Risiko-Verhältnis hängt auch massgeblich von Ihrem Anlagehorizont ab, der von der im BIB empfohlenen Haltedauer abweichen kann. Für diversifizierte Aktienportfolios wird beispielsweise stets ein langjähriger Anlagehorizont empfohlen.
Ganz grundsätzlich sollten Sie beachten, dass die künftige Performance der meisten Anlageklassen nicht sicher vorauszusagen ist. Auch Hilfsmittel wie die Risikoklassen basieren lediglich auf vergangenen Daten.
Hinweis: Der Artikel ist keine Anlageberatung und dient lediglich der Information. Angaben ohne Gewähr.
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