Wer sich mit der Geldanlage beschäftigt, stösst vielerorts auf das Konzept des 60-40-Portfolios. In diesem Ratgeber liefert Ihnen moneyland.ch die wichtigsten Informationen zum Thema.
Was ist das 60-40-Portfolio?
Das 60-40-Portfolio verdankt seinen Namen seiner Zusammensetzung: 60 Prozent werden in diesem Konzept für Aktien reserviert, 40 Prozent für Obligationen (Anleihen). Dieses Mischverhältnis galt lange Zeit als das Nonplusultra eines diversifizierten und ausgewogenen Anlageportfolios – das hohe Renditen mit vergleichsweise geringen Risiken verbinden soll. In der jüngeren Vergangenheit hat es jedoch an Bedeutung eingebüsst.
Das Konzept des 60-40-Portfolios entstammt den Überlegungen einer Forschungsgruppe um den Ökonomen Henry Markowitz aus den 1950er-Jahren. Der Grundgedanke: Fallen die Aktienkurse, gewinnen zugleich Obligationen an Wert. Risiken werden demnach bestmöglich abgefedert, ohne Renditechancen zu verbauen.
Das 60-40-Portfolios gilt insgesamt als eher defensives Portfolio. Es richtet sich an Anlegerinnen und Anlegern, denen ein reines Aktienportfolio zu riskant erscheint.
Gibt es einen ETF für ein 60-40-Portfolio?
Wer sein 60-40-Portfolio nicht selbst zusammenstellen möchte, kann auf einen spezialisierten Exchange Traded Fund (ETF) setzen. Der Vorteil: Sie müssen sich nicht selbst um das Rebalancing kümmern.
Mit dem Vanguard LifeStrategy 60% Equity UCITS ETF gibt es einen ETF, der zu 60 Prozent in globale Aktien und zu 40 Prozent in globale Anleihen investiert. Der ETF verfolgt eine aktive Strategie: Er setzt sich aus vielen verschiedenen ETF zusammen, deren Anteile vom Fondsmanagement festgelegt werden. Der ETF ist sowohl in thesaurierender als auch in ausschüttender Variante verfügbar.
Tabelle 1: ETF für ein 60-40-Portfolio im Überblick
ETF |
ISIN |
Fondsdomizil |
TER |
Ertragsverwendung |
Replikation |
Vanguard LifeStrategy 60% Equity
UCITS ETF Accumulating |
IE00BMVB5P51 |
Irland |
0.25% |
thesaurierend |
physisch |
Vanguard LifeStrategy 60% Equity
UCITS ETF Distributing |
IE00BMVB5Q68 |
Irland |
0.25% |
ausschüttend |
physisch |
Daten gemäss Anbieter und justetf.com. Stand: 04.02.2025.
Beachten Sie, dass die Struktur des ETF als Dachfonds für erhöhte Produktkosten sorgt. Zwar erscheint die Total Expense Ratio (TER) mit 0.25 Prozent vergleichsweise gering – vor allem für einen aktiven ETF. Doch weil der ETF wiederum in zahlreiche andere ETF investiert (siehe Tabelle 2), bei denen ebenfalls Produktkosten anfallen, resultieren versteckte Gebühren. Diese Kosten schlagen sich negativ in der Performance nieder.
Tabelle 2: Im Vanguard LifeStrategy 60% Equity UCITS ETF enthaltene ETF
ETF |
ISIN |
TER |
Anteil |
Global Aggregate Bond UCITS ETF EUR
Hedged Accumulating |
IE00BG47KH54 |
0.10% |
19.21% |
FTSE All-World UCITS ETF (USD)
Accumulating |
IE00BK5BQT80 |
0.22% |
19.11% |
FTSE Developed World UCITS ETF
(USD) Accumulating |
IE00BK5BQV03 |
0.12% |
19.05% |
FTSE North America UCITS ETF (USD)
Accumulating |
IE00BK5BQW10 |
0.10% |
13.00% |
USD Treasury Bond UCITS ETF EUR
Hedged Accumulating |
IE00BMX0B631 |
0.12% |
7.81% |
USD Corporate Bond UCITS ETF EUR
Hedged Accumulating |
IE00BGYWFL94 |
0.14% |
5.24% |
EUR Eurozone Government Bond
UCITS ETF (EUR) Accumulating |
IE00BH04GL39 |
0.07% |
5.10% |
FTSE Emerging Markets UCITS ETF
(USD) Accumulating |
IE00BK5BR733 |
0.22% |
3.94% |
FTSE Developed Europe UCITS ETF
(EUR) Accumulating |
IE00BK5BQX27 |
0.10% |
2.65% |
EUR Corporate Bond UCITS ETF
(EUR) Accumulating |
IE00BGYWT403 |
0.09% |
1.81% |
FTSE Japan UCITS ETF (USD)
Accumulating |
IE00BFMXYX26 |
0.15% |
1.13% |
U.K. Gilt UCITS ETF EUR Hedged
Accumulating |
IE00BMX0B524 |
0.12% |
0.87% |
FTSE Developed Asia Pacific ex Japan
UCITS ETF (USD) Accumulating |
IE00BK5BQZ41 |
0.15% |
0.70% |
Daten gemäss Anbieter. Stand: 04.02.2025.
Alternativ gibt es auch viele «klassische» aktiv gemanagte Strategie- und Dachfonds, mit denen Sie zu 60 Prozent in Aktien und zu 40 Prozent in Anleihen anlegen können. Aber Achtung: Bei aktiven Fonds fallen meist deutlich höhere Gebühren an als bei ETF.
Eine weitere Möglichkeit stellen digitale Vermögensverwalter, sogenannte Robo-Advisors, dar. Diese legen Ihr Geld automatisiert auf Basis Ihrer Strategie an, vor allem in ETF.
Was sollte ich bei den Aktien beachten?
Das ursprüngliche Konzept des 60-40-Portfolios basiert auf US-amerikanischen Titeln, ist aber prinzipiell auf verschiedene Länder und Regionen anwendbar. Aus Gründen der Diversifikation ist es grundsätzlich sinnvoll, den Aktienanteil so breit wie möglich zu streuen. Zudem sollten Sie die Kosten für die Anlage möglichst gering halten.
Sofern Sie Ihr 60-40-Portfolio selbst zusammenstellen, können Sie für den Aktienanteil beispielsweise passive ETF auf global diversifizierte Welt-Indizes wählen. Aber Achtung: Auch in den meisten Welt-Indizes kommen die USA auf ein erhebliches Gewicht. Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie im Ratgeber von moneyland.ch über Welt-Indizes.
Einen günstigen Broker wählen
Egal ob für einzelne Aktien und Obligationen oder für ETF: Grundlage für Ihre Geldanlage ist zumeist ein Wertschriftendepot bei einem Broker. Beim Investieren fallen in der Regel Transaktionsgebühren (Courtagen) und Depotgebühren an. Da sich hohe Gebühren negativ auf Ihre Rendite auswirken, lohnt es sich, die verschiedenen Trading-Anbieter vorab auf moneyland.ch zu vergleichen.
Sie können alternativ auch über die Smartphone-Banken Neon und Yuh investieren. Diese Anbieter warten vor allem für kleine Anlagebeträge mit geringen Gebühren auf. Aber Achtung: Das Angebot an Wertschriften ist stark eingeschränkt. Möglicherweise sind nicht alle im Artikel aufgeführten ETF verfügbar.
Was sollte ich bei den Obligationen beachten?
Ähnlich wie bei den Aktien ist auch bei den Obligationen eine hohe Diversifikation empfehlenswert. Eine weltweite Streuung hilft Ihnen, Risiken – beispielsweise das Ausfallrisiko – abzufedern. Werfen Sie zudem einen Blick auf die Bonität der Emittenten.
Ein probates Mittel sind Obligationen-ETF auf international diversifizierte Indizes. Diese investieren in zahlreiche Obligationen gleichzeitig. Der Ratgeber von moneyland.ch zu Obligationen-ETF gibt Ihnen detaillierte Informationen und Hinweise zum Thema.
Welche Nachteile und Risiken gibt es?
Wer in Wertschriften wie Aktien und Obligationen investiert, geht Verlustrisiken ein. Das gilt auch für ein defensives Portfolio wie das 60-40-Portfolio. Verluste sind jederzeit möglich und Gewinne nie garantiert. Wichtig: Wie hoch die Risiken sind, hängt ganz von der Zusammensetzung Ihres Portfolios ab. Setzen Sie nur auf wenige Aktien und Obligationen, setzen Sie sich höheren Risiken aus als bei einer breit abgestützten Anlage in verschiedene Titel, etwa mittels ETF.
Ein möglicher Nachteil: Sofern Sie nicht in einen auf ein 60-40-Portfolio spezialisierten ETF investieren, müssen Sie sich selbst um die Umschichtung kümmern. Sie müssen also regelmässig dafür sorgen, dass die gewünschten Anteile am Portfolio – also 60 Prozent Aktien, 40 Prozent Obligationen – eingehalten werden. Weitere Informationen finden Sie im Ratgeber zum Thema Rebalancing. Alternativ können Sie einen Robo-Advisor nutzen, um ein 60-40-Portfolio zusammenzustellen. Dieser kümmert sich auch um das Rebalancing.
Weitere Risiken und Nachteile hängen im Allgemeinen mit den Anlageklassen und -produkten ab, in die Sie investieren. In jüngerer Vergangenheit ist das 60-40-Portfolio vor allem aufgrund des hohen Anteils an Obligationen in Kritik geraten. Anleihen bescherten Anlegerinnen und Anlegern zuletzt gar negative Renditen.
Für weitere Informationen zu den Anlageprodukten konsultieren Sie die Ratgeber von moneyland.ch:
Wie gut performt das 60-40-Portfolio?
Der Renditevergleich zeigt zwar, dass das 60-40-Portfolio sowohl über vier als auch über sieben Jahre eine positive Wertentwicklung aufweist (siehe Tabelle 3). Dies ist allerdings lediglich dem Aktienanteil geschuldet, der im gleichen Zeitraum eine ungleich besser Performance eingefahren hat als ein Mischportfolio aus Aktien und Anleihen. Hätten Sie nämlich stattdessen allein auf Obligationen gesetzt, wäre Ihre Performance gar negativ ausgefallen.
Auffällig auch: Der auf ein 60-40-Portfolio spezialisierte ETF erzielte eine schlechtere Performance als das selbst zusammengestellte Beispielportfolio.
Tabelle 3: Renditevergleich zwischen einem Aktien-ETF, Obligationen-ETF und zwei 60-40-Portfolios (blau)
ETF |
Index |
4-Jahres-Performance
in CHF (2021-2025) |
7-Jahres-Performance
in CHF (2018-2025) |
Vanguard FTSE All-World UCITS
ETF (USD) Distributing |
FTSE All-World Index |
47.03% |
75.25% |
Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD)
Distributing (60%)/iShares Core Global Aggregate
Bond UCITS ETF USD (Dist) (40%) |
FTSE All-World Index (60%)/
Bloomberg Global Aggregate
Bond Index (40%) |
22.57% |
41.91% |
Vanguard LifeStrategy 60% Equity UCITS
ETF Accumulating |
aktiv verwalteter ETF |
13.41% |
keine Daten |
iShares Core Global Aggregate Bond
UCITS ETF USD (Dist) |
Bloomberg Global Aggregate
Bond Index |
-14.12% |
-8.11% |
Performance in CHF und inklusive Dividenden. Daten gemäss justetf.com. Stichtage für die Performance: 31.01.2018, 31.01.2021 und 31.01.2025. Anlagegebühren wurden nicht berücksichtigt.
Beachten Sie allerdings, dass die vergangene Wertentwicklung keinen Indikator für die künftige Performance darstellt. Welche Rendite das 60-40-Portfolio in Zukunft erzielt, lässt sich nicht voraussagen – zumal es auch auch bei seiner Zusammenstellung eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten gibt.
Es ist überdies zu erwähnen, dass das 60-40-Portfolio nicht per se auf eine maximale Rendite ausgerichtet ist. Im Vordergrund steht vielmehr die langfristige Stabilität.
Gibt es Alternativen?
Die wachsende Kritik am klassischen 60-40-Portfolio hängt in erster Linie mit seinem relativ hohen Anteil an Obligationen zusammen. Dies wiederum ist dem Umstand geschuldet, dass Aktien historisch in der Regel deutlich höhere Renditen erzielt haben als Anleihen.
Wer auf Anleihen nicht verzichten will, kann ihren Anteil am Gesamtportfolio auch einfach verringern, etwa auf 30, 20 oder 10 Prozent. Es ist beispielsweise denkbar, Obligationen im Rahmen einer Core-Satellite-Strategie als «Satelliten» einzubinden, wobei ein weltweit diversifiziertes Aktienportfolio den Kern bildet.
Zugleich besteht die Möglichkeit, anstelle von Obligationen in andere defensive Anlageklassen zu investieren. Dazu gehören beispielsweise Geldmarktfonds oder klassische Zinsprodukte wie Sparkonten und Kassenobligationen. Beachten Sie aber, dass die hohe Sicherheit zulasten des Renditepotenzials geht.
Hinweis: Der Artikel ist keine Anlageberatung und dient lediglich der Information. Angaben ohne Gewähr.
Weitere Informationen:
Broker-Vergleich Schweiz
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