Von vorhersehbaren Zahlungen wie Erbschaften und Boni bis hin zu unerwarteten Geldsegen wie Lottogewinnen und Lebensversicherungsleistungen: Vielen Menschen fällt es schwer, mit plötzlichem Reichtum umzugehen. In diesem Leitfaden bietet moneyland.ch nützliche Tipps, um das sogenannte «Sudden Wealth Syndrome» zu vermeiden und das Beste aus Glücksfällen herauszuholen.
1. Denken Sie voraus
Haben Sie jemals ernsthaft darüber nachgedacht, was Sie mit 10’000 Franken, 100’000 Franken oder 1 Million Franken machen würden? Es mag albern erscheinen, einen «Notfallplan» für den Fall plötzlichen Reichtums zu erstellen – insbesondere wenn Sie keinen Grund haben, mit einem Geldsegen zu rechnen. Aber so können Sie rational überlegen, was Sie mit dem Geld anfangen würden und wie Sie Fallstricke vermeiden können.
2. Bleiben Sie unauffällig
Der sehr menschliche Wunsch, die Freude zu teilen und sein Vermögen zur Schau zu stellen, ist bei unverhofften Geldzuflüssen nicht hilfreich. Bei sehr hohen Geldbeträgen kann es sogar negative Folgen haben, wenn Sie nahestehenden Menschen von Ihrem Gewinn erzählen. Auch wenn es Disziplin erfordert, ist es im Allgemeinen von Vorteil, Ihr neu erworbenes Geld geheim zu halten – zumindest bis Sie einen soliden Finanzplan erstellt und umgesetzt haben.
3. Berücksichtigen Sie mögliche Kürzungen
Der anfängliche Betrag, den Sie erhalten, ist möglicherweise nicht der endgültige Betrag, der Ihnen tatsächlich zusteht. Es gibt eine Reihe möglicher Kürzungen, die Ihnen möglicherweise erst später bekannt werden. Dazu können gehören:
- Steuern: Es kann einige Zeit dauern, bis Sie die Steuerrechnungen für Einkommenssteuern, Erbschaftssteuern, Kapitalertragssteuern für Immobilienverkäufe und andere Abgaben erhalten. Bei Lotteriegewinnen erfahren Sie erst, wie viel Einkommenssteuer Sie zahlen müssen, wenn Sie Ihre endgültige Steuerrechnung bezahlen und die von Ihrem Lotteriegewinn abgezogene Quellensteuer zurückerhalten.
- Korrekturen im Nachhinein: Es kann sein, dass Sie einen Teil des Geldes zurückzahlen müssen, wenn der ursprüngliche Betrag auf falschen Informationen basierte oder bestimmte Informationen zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt waren. Bei Erbschaften ist es beispielsweise nicht ungewöhnlich, dass im Nachhinein Korrekturen vorgenommen werden, um die Pflichtteile einzuhalten.
- Gebühren und Kosten: Anwaltskosten, Notargebühren, Maklergebühren und Bankgebühren sind nur einige der möglichen Gebühren und Kosten, die anfallen können, wenn Sie eine unerwartete Geldzahlung erhalten.
- Schuldeneintreibung: Wenn Sie Schulden haben, kann Ihr unerwarteter Geldsegen als Vermögen gewertet werden, das von Ihren Gläubigern zur Tilgung Ihrer Schulden gepfändet werden kann.
4. Legen Sie das Geld auf Eis
In den Tagen, Wochen oder Monaten nach dem Erhalt eines unerwarteten Geldbetrags sind Sie wahrscheinlich zu emotional, um vernünftige finanzielle Entscheidungen zu treffen. Der Drang, Geld auszugeben, ist in dieser Zeit oft besonders stark. Aus diesem Grund kann es von Vorteil sein, Ihr neues Vermögen vor sich selbst zu schützen, bis die Euphorie abgeklungen ist.
Die Wartezeit sollte zwischen einigen Wochen im Falle eines kleinen Geldbetrags und einem Jahr oder mehr im Falle einer beträchtlichen Summe liegen. Es kann hilfreich sein, das Geld für die Dauer der Wartezeit auf einem Festgeldkonto oder in Kassenobligationen anzulegen, um den Zugriff darauf zu erschweren.
5. Denken Sie langfristig
Viele Menschen, die unverhofft Geld erhalten, verwenden es unter anderem für Konsumausgaben wie Reisen, Autos, Mode und Freizeitaktivitäten aus. Wenn Sie jedoch das Beste aus einem Geldsegen machen wollen, ist es wichtig, langfristig zu denken.
Kurzfristige und langfristige Vorteile: Beispiel
- Person A erhält eine Erbschaft von 50’000 Franken und kauft davon ein neues Auto. Wenn das Auto jedes Jahr durchschnittlich fünf Prozent seines Wertes verliert, würde sich sein Wert innerhalb von zehn Jahren auf 29’937 Franken reduzieren.
- Person B erhält eine Erbschaft von 50’000 Franken und investiert das Geld mithilfe eines erschwinglichen Schweizer Robo-Advisors in kostengünstige ETF. Bei einer angenommenen Rendite von fünf Prozent pro Jahr würde der nominale Wert der Anlage nach zehn Jahren auf 81’444 Franken steigen. In der Praxis können Anlagekosten wie Gebühren von Fondsmanagern, Brokern und Vermögensverwaltern die Rendite schmälern.
6. Erstellen Sie ein Budget
Ein hoher Kapitalbetrag bietet Ihnen die einzigartige Möglichkeit, Renditen zu erzielen, die Ihr Einkommen aufbessern können. Wenn die Renditen so hoch sind wie Ihr vorheriges Einkommen, können Sie möglicherweise sogar ganz aufhören zu arbeiten, ohne Ihr Budget zu reduzieren.
Idealerweise sollten Sie zunächst den gleichen Lebensstil und das gleiche Budget beibehalten, das Sie vor dem unverhofften Geldsegen hatten. Wenn Ihr Geld anfängt, Renditen zu erzielen, können Sie mithilfe der Renditen Ihr Einkommen aufbessern und Ihr Budget entsprechend erhöhen.
Wenn Sie noch kein Budget haben, kann die Erstellung eines solchen Ihnen helfen, die Kontrolle über Ihre Ausgaben nicht zu verlieren. Auf moneyland.ch finden Sie ein nützliches Budget-Tool.
7. Erstellen Sie einen Finanzplan
Sobald das Geld sicher angelegt ist, sollten Sie die Wartezeit nutzen, um einen klaren Finanzplan für Ihren Geldsegen zu erstellen.
Einige Schweizer Banken, Robo-Advisors und andere Finanzdienstleister bieten Entnahmepläne an. Bei dieser Art von Plan wird Ihr Kapital in ein Portfolio investiert, das Ihrer Risikobereitschaft entspricht. Sie legen dann einen Betrag fest, den Sie entweder monatlich oder jährlich ausgezahlt haben möchten.
8. Geben Sie nur die Rendite aus
Wenn Sie den grösstmöglichen Nutzen aus Ihrem neugewonnenen Reichtum ziehen möchten, sollten Sie das Geld investieren, anstatt es auszugeben. Dabei geben Sie nur die Zinsen oder Renditen aus, die Ihr Geld einbringt. Der Geldbetrag selbst bleibt weitgehend unberührt, während die Renditen Ihnen auf unbestimmte Zeit ein zusätzliches Einkommen verschaffen.
Mit dem Rechner «Ewige Rente» auf moneyland.ch können Sie verschiedene Szenarien auf Basis Ihres Vermögens simulieren. Die 4-Prozent-Regel kann nützlich sein, wenn Sie sich dafür entscheiden, Ihr Geld an der Börse anzulegen.
9. Halten Sie sich an bewährte Investitionen
Im Allgemeinen ist es am besten, sich an einfache und verständliche Investitionslösungen zu halten. Vermeiden Sie Investitionen, die Sie nicht vollständig verstehen. Anlageklassen wie Kryptowährungen und Private Equity sind oft kompliziert und mit einem hohen Verlustrisiko verbunden. Dasselbe gilt im Allgemeinen für Investitionen, die viel Know-how erfordern, wie zum Beispiel Investitionen in Immobilien oder alternative Vermögenswerte (beispielsweise Oldtimer, Kunst, Uhren, Wein oder Whisky). Es ist auch wichtig, sich vor Anlagebetrug in Acht zu nehmen.
Wenn Sie eine geringe Risikotoleranz und/oder wenig Finanzwissen haben, sollten Sie sich verzinste Anlagelösungen von Schweizer Banken wie Sparkonten, Festgelder und Kassenobligationen ansehen.
Wenn Sie einen langfristigen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren haben, wie es bei einem Finanzplan nach der 4-Prozent-Regel der Fall wäre, kann eine Investition an der Börse potenziell viel höhere Renditen bringen. Am unkompliziertesten ist die Investition in die Börse mit einem günstigen Schweizer Robo-Advisor oder einer herkömmlichen Vermögensverwaltung. Der Dienstleister hilft Ihnen bei der Auswahl eines Portfolios, das Ihrer Risikobereitschaft entspricht. Sie überweisen das Geld einfach auf Ihr Anlagekonto – der Dienstleister kümmert sich um den Rest.
Anlegerinnen und Anleger können auch einen günstigen Online-Broker in Betracht ziehen, um in einen kostengünstigen ETF zu investieren, der einen breit diversifizierten Aktienindex (etwa einen Welt-Index) abbildet. Dies ist in der Regel günstiger als eine Vermögensverwaltung oder ein Robo-Advisor. Sie können Schweizer Broker auf moneyland.ch vergleichen.
10. Vergleichen Sie die Angebote
Beim Umgang mit grossen Geldbeträgen können selbst relativ geringe Unterschiede bei Zinssätzen und Gebühren schnell Hunderte oder sogar Tausende Franken pro Jahr ausmachen. Anstatt einfach Ihre Hausbank zu nutzen, nehmen Sie sich die Zeit, Sparkonten, Kassenobligationen, Vermögensverwalter und Broker zu vergleichen.
Seien Sie vorsichtig bei Bankangestellten, Versicherungsmaklern und Finanzberatern, die Produkte von nur einem oder wenigen Anbietern bewerben. Oft können Verkaufsprovisionen zu einem Interessenkonflikt führen.
11. Überprüfen Sie Ihre Steuersituation
Ein Geldsegen kann Ihre finanzielle Situation drastisch verändern, insbesondere wenn der Betrag sehr hoch ist. Das Geld selbst – wie auch Bankguthaben und Anlagen wie Aktien, Obligationen, Edelmetalle und andere Vermögenswerte – gehört zum steuerbaren Vermögen. Die Dividenden und Zinsen, die Sie mit Ihrem investierten Kapital verdienen, unterliegen der Schweizer Einkommenssteuer. Wertsteigerungen hingegen müssen in der Regel nicht versteuert werden.
12. Informieren Sie sich, bevor Sie ein Haus kaufen
Oftmals nutzen Empfängerinnen und Empfänger von Erbschaften oder anderen unerwarteten Geldbeträgen das Geld, um ein Haus zu finanzieren. Aus finanzieller Sicht ist ein Eigenheim jedoch nicht immer optimal. Mit dem Miet- oder Kaufrechner für Eigenheime auf moneyland.ch lässt sich leicht berechnen, ob der Besitz eines Eigenheims tatsächlich günstiger ist als das Mieten.
Wenn Sie in Schweizer Immobilien investieren möchten, weil Sie glauben, dass sie ihren Wert behalten, dann könnten Sie auch in Erwägung ziehen, einen Teil Ihres Geldes in Immobilienfonds oder -aktien zu investieren. Auf diese Weise wird Ihr Geld breit gestreut auf viele verschiedene Immobilien verteilt, anstatt nur auf eine oder zwei. Nützliche Informationen finden Sie im Ratgeber für Investitionen in Schweizer Immobilien.
Wenn Sie sich für den Kauf eines Hauses entscheiden, sollten Sie sich vor den vielen möglichen Tücken in Acht zu nehmen. Der Ratgeber von moneyland.ch sagt Ihnen, was beim Kauf von Wohneigentum zu beachten ist.
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